Russland: Maschine geht in Flammen auf:Mehr als 40 Tote bei Flugzeugabsturz

Verkohlte Wrackteile, erschöpfte Helfer: Bei einem Flugzeugabsturz im Nordwesten Russlands kommt für 44 Passagiere jede Hilfe zu spät. Unter den Toten ist auch ein Deutscher. Die Ärzte ringen nun um das Leben der acht Verletzten. Die Unglücksursache ist noch ungeklärt, doch es gibt einen Verdacht.

Die Maschine vom Typ Tupolew Tu-134 befand sich bereits im Landeanflug, als sie plötzlich abstürzte, auseinanderbrach und in Flammen aufging: 44 Menschen sind am Montagabend beim Absturz eines Passagierflugzeugs im Nordwesten Russlands ums Leben gekommen. Unter den Toten ist auch ein Deutscher.

People walk at the site of a plane crash outside Petrozavodsk in this still image taken from video footage

Ein Flugzeug in Flammen: Nahe der Landebahn von Petrosawodsk ist eine Maschine mit 52 Menschen an Bord abgestürzt.

(Foto: REUTERS)

Acht Menschen überlebten den Absturz, unter ihnen auch eine Mutter sowie ihr neun Jahre alter Sohn und ihre 14-jährige Tochter. Die Verletzten wurden in Krankenhäuser gebracht - bei sieben von ihnen wird der Zustand als ernst beschrieben. Der Onkel der beiden Kinder erlitt einen Herzinfarkt, als er den Absturz des Flugzeugs sah. Auch er wurde ins Krankenhaus gebracht.

Offenbar stürzte die Maschine auf einer Autobahn in der Nähe des Flughafens von Petrosawodsk ab und verfehlte nur knapp ein Wohnhaus, als sie am Boden in Flammen aufging. Es sei ein "Wunder", dass keine Häuser getroffen worden seien, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax einen Vertreter der russischen Luftfahrtindustrie. Am Unglücksort "liegen überall Leichen verstreut", sagte er.

Das Flugzeug der RusAir sei auf dem Weg von Moskau nach Petrosawodsk, der Hauptstadt der Republik Karelien, gewesen, sagte eine Sprecherin des russischen Katastrophenschutzministeriums. Angaben zu einer möglichen Unglücksursache machte das Ministerium zunächst nicht. Auch die Frage, ob der Pilot noch versucht habe, auf der Autobahn zu landen, oder ob das Flugzeug zufällig dort herunterkam, konnte bisher nicht beantwortet werden.

Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte den Direktor des Flughafens von Petrosawodsk, Alexei Kusmitzki, mit den Worten, es hätten "ungünstige Wetterbedingungen" geherrscht. Demnach gab es zum Zeitpunkt des Unglücks dichten Nebel und Regen. Ein Sprecher der Fluggesellschaft RusAir sagte dagegen, das Flugzeug sei funktionstüchtig und die Wetterbedingungen seien heikel, aber nicht kritisch gewesen.

Ein Versagen der für schlechte Sicht vorgesehenen Extra-Befeuerung der Landebahn habe zu den Problemen des Piloten beigetragen, sagte Alexei Morosow, Vizechef der staatsübergreifenden Flugkommission, der Nachrichtenagentur Itar-Tass. Die Flugdatenschreiber der Maschine wurden Berichten zufolge geborgen. Eine Auswertung soll genauere Informationen zur Absturzursache bringen.

Auf Fotos, die auf der Internetseite des Katastrophenschutzministeriums veröffentlicht wurden, sind auf einer Straße verteilte Wrackteile zu sehen. Das einzige auf den Fotos identifizierbare Bauteil des Flugzeugs ist ein aus dem Boden herausragendes Fahrgestellteil.

An Bord des Flugzeugs befanden sich nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums 52 Personen, unter ihnen neun Besatzungsmitglieder. Nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen waren auch ein Schwede, ein Niederländer und zwei Ukrainer unter den Opfern. Zudem stand der russische Fifa-Schiedsrichter Wladimir Pettai auf der Passagierliste, berichtet die Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Auf der Liste der Überlebenden tauche er aber nicht auf.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes korrigierte am Morgen frühere Angaben des Ministeriums, wonach kein Deutscher an Bord der Maschine gewesen sei. Der Tote habe sowohl einen deutschen als auch einen russischen Pass. Die russischen Behörden hätten den Mann deshalb zunächst nur als Landsmann gezählt. Das Auswärtige Amt stehe nun in Kontakt mit seinen Angehörigen.

Bei dem Flugzeug handelt es sich nach Ministeriumsangaben um eine russische Maschine des Typs Tupolew Tu-134. Erst kürzlich hatte Präsident Dmitrij Medwedjew seine Tupolew gegen ein in Frankreich hergestelltes Modell eingetauscht und Mängel in der heimischen Flugzeugproduktion kritisiert.

Auch bei der im April 2010 abgestürzten Maschine des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski handelte es sich um ein Fabrikat des zu Sowjetzeiten gegründeten Unternehmens. Bei dem Unglück kamen 96 Menschen ums Leben, unter ihnen auch Kaczynski, seine Ehefrau und zahlreiche weitere hochrangige Vertreter Polens.

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