Russland:Ein Herz für Tiger

Putin legt betäubter Tigerin Halsband mit Sender an

Hohes Tier trifft großes Tier: Wladimir Putin mit betäubtem Amur-Tiger.

(Foto: Alexsey Druginin/dpa)

Das Land erklärt ein 1,2 Millionen Hektar großes Gebiet an der Grenze zu China zum Nationalpark - und wird dafür vom WWF gelobt. Ist der sibirische Tiger gerettet?

Von Frank Nienhuysen

Wie harmlos das Raubtier aussieht, und so friedlich. Wladimir Putin hat es ja auch gerade mit einem Gewehr fürs Erste erledigt, mit einem Betäubungsgewehr freilich, weshalb er den Tiger in Ruhe küssen, kraulen und ihm ein elektronisches Band um den Hals legen konnte. Sieben Jahre ist das nun her. Und wenn auch später Gerüchte auftauchten, dass die seltene Begegnung zweier Alpha-Tiere in der russischen Wildnis inszeniert gewesen sein könnte, so setzte sich seitdem das Bild fest: Putin hat ein Herz für Tiger.

Es ist vielleicht sogar noch ein bisschen größer geworden, denn jetzt hat sich die russische Regierung, was nicht oft vorkommt, von der Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) ein ausdrückliches Lob geangelt. Vor wenigen Tagen hat Moskau ein knapp 1,2 Millionen Hektar umfassendes Gebiet, das Lebensraum nicht nur für das Volk der Udegen ist, sondern auch für Tiger, offiziell zum Nationalpark erklärt.

Die Bikin-Region im fernöstlichen Primorje-Gebiet gilt als eine der letzten unberührten Waldlandschaften der Welt. Nach Angaben des WWF ist der neue Nationalpark im Grenzgebiet zu China das "einzige bewaldete Flussbecken der gemäßigten Breiten, das noch nie einem Holzschlag zum Opfer gefallen ist". Für die Organisation ist die Entscheidung deshalb sogar "ein Meilenstein". Für die sibirischen Amur-Tiger gewiss auch.

Der neue Park ist Rückzugsgebiet für Großkatzen, Bären, Fischuhus und Moschushirsche

Die Raubtiere nutzen die riesigen Bikin-Wälder als natürlichen Rückzugsort. Der Amur-Tiger ist nicht die einzige bedrohte Tierart, die dort einigermaßen ihre Existenz sichern kann. Auch Amur-Leoparden leben in dem ökologisch wertvollen Gebiet, Braunbären und asiatische Schwarzbären, der Moschushirsch und eine seltene Vogelart namens Riesen-Fischuhu. Der Amur-Tiger ist jedoch die herausragende Spezies, denn sie galt schon fast als ausgestorben. Vor hundert Jahren gab es noch 100 000 Tiger, die Population ist aber auf wenige Tausend geschrumpft. Die Hauptursachen dafür sind Wilderei und das Abholzen von Wäldern, durch die der Raubkatze letztendlich die Nahrung entzogen wird. Amur-Tiger gibt es noch etwa 540.

Der Erfolg im Fernen Osten Russlands ist allerdings schwer erkämpft. Hartnäckig hatten Holzfirmen um Lizenzen zum Schlagen der Bäume gebuhlt, weil sie ein großes Geschäft witterten. Denn China ist gleich nebenan und deutlich dichter besiedelt als die russische Taiga. Mit Hilfe einer Klimainitiative des Bundesumweltschutzministeriums konnte der World Wildlife Fund die Russen letztendlich für das Naturschutzprojekt gewinnen. Und die Amur-Tiger haben endlich wieder eine Zukunft.

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