Waldbrände im Westen Russlands:Flammen erreichen verseuchte Gebiete

Radioaktive Erde brennt: Die Brände im Westen Russlands haben längst Regionen erreicht, die noch von der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl verseucht sind. Das bestätigt jetzt erstmals eine russische Behörde.

Die Wald- und Torfbrände in Russland haben längst die durch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl verseuchten Gebiete erreicht. Das bestätigte nun erstmals die russische Waldschutzbehörde auf ihrer Internetseite.

Russland brennt weiter - Mögliche Gefahren in Region Tschernobyl

Die verheerenden Waldbrände in Russland drohen radioaktive Stoffe freizusetzen. Allein in der Gegend der westrussischen Stadt Brjansk wurden 28 Brände gezählt. Die Region gilt wegen der Nähe zu Tschernobyl (im Bild) als einer der gefährlichsten Orte der Welt.

(Foto: dpa)

Demnach standen in der westrussischen Region Brjansk bereits am Freitag große Flächen in Brand. Dort erstreckten sich am 6. August 28 Brände auf 269 Hektar Land, teilte ein Vertreter der Behörde laut Interfax mit.

Das Katastrophenschutzministerium hatte noch am 5. August davor gewarnt, dass die seit Juli wütenden Waldbrände die Region an der Grenze zu Weißrussland und der Ukraine treffen könnten. Es befürchtete, dass mit dem Rauch radioaktive Partikel aufsteigen. Anfang der Woche aber hatten Vertreter des Ministeriums dementiert, dass in der Oblast Brjansk Feuer ausgebrochen waren. Die Region gilt wegen der Strahlung durch die Atomkatastrophe im nahegelegenen ukrainischen Tschernobyl 1986 als eine der gefährlichsten der Welt.

Auch in anderen Regionen mit radioaktiven Belastungen habe es Brände gegeben, etwa in der Gegend von Tscheljabinsk am Ural. Dort befinden sich mehrere Atomanlagen. In ganz Russland sollen auf rund 3900 Hektar als radioaktiv verseucht eingestuftem Land Brände ausgebrochen sein. Dies betreffe insbesondere den Westen des Landes. "Es gibt Karten der Verschmutzung, es gibt Karten der Feuer", hieß es.

Zuvor hatte die Umweltschutzorganisation Greenpeace der Darstellung des Obersten Amtsarztes Russlands, Gennadi Onischtschenko, widersprochen, es gebe keine Feuer im Raum Brjansk. Die Aktivisten warfen den Behörden vor, die Bevölkerung über die radioaktive Gefahr im Unklaren zu lassen.

In Moskau entspannte sich dagegen die Lage, der giftige Qualm von den Torfbränden rund um die Metropole verzog sich vorerst. Allerdings lodern noch immer zahlreiche Feuer in der Nähe der Hauptstadt. Insgesamt zählte das Ministerium landesweit noch immer 600 Feuer.

Meteorologen warnen daher, dass sich die Situation in den kommenden Tagen erneut verschlimmern könnte. Das US-Außenministerium warnte angesichts der Wald- und Torfbrände vor Reisen nach Russland. Mitarbeitern der US-Botschaft in Moskau, die nicht unbedingt gebraucht werden, und ihren Familien sei die Abreise erlaubt worden, teilte das Außenministerium in Washington mit.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) zeigte sich besorgt über die verheerenden Waldbrände, von denen auch die Partnerregion Moskauer Gebiet betroffen ist. In einem Brief an Vizegouverneur Igor Parchomenko stellte Platzeck eine Beteiligung an den Hilfsmaßnahmen des Bundes in Aussicht. So stelle Brandenburg unter anderem 25.000 Atemschutzmasken, elf Notstromaggregate und sieben Tragkraftspritzen zur Verfügung. Russland hatte zuvor ein Hilfeersuchen an Deutschland gerichtet.

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