Russell Brand im britischen Parlament:Ein bisschen Spaß muss sein

Wenn der Sheriff des Satans Hof hält: Der britische Komiker, Schauspieler und Ex-Drogenabhängige Russell Brand hat am Dienstag britische Abgeordnete bespaßt. Er war vor einen Parlamentsausschuss geladen, um über seine Erfahrungen als Drogenabhängiger zu sprechen. Dabei sorgte er für viele Lacher - aber auch nachdenkliche Momente.

Johanna Weberstetter

Russell Brand im britischen Parlament: Der Ex-Ehemann von Sängerin Katy Perry spielte vor Abgeordneten des britischen Parlaments den Spaßvogel. Dabei ging es um ein ernstes Thema: Drogenmissbrauch.

Der Ex-Ehemann von Sängerin Katy Perry spielte vor Abgeordneten des britischen Parlaments den Spaßvogel. Dabei ging es um ein ernstes Thema: Drogenmissbrauch.

(Foto: Reuters/Süddeutsche.de)

Er pflegt die kalkulierte Provokation so liebevoll wie seine langen dunklen Locken: Russell Brand, britischer Komiker und Schauspieler, hierzulande vor allem bekannt als Ex-Ehemann von Popsängerin Katy Perry, fällt gerne auf - durchaus auch mal negativ. Folglich dürfte es niemanden wirklich verwundert haben, dass der 36-Jährige auch zu einem Termin im britischen Abgeordnetenhaus nicht adrett gekleidet mit Hemd und Krawatte erschien.

Bei seinem Auftritt vor dem Ausschuss für Drogenpolitik wirkte er vielmehr wie ein satanischer Sheriff aus einem schlechten Western: Bekleidet mit einem bodenlangen schwarzen Ledermantel, zerfetzer Jeans und löchrigem Muskelshirt, um den Hals mehrere Goldketten und auf dem Kopf einen schwarzen Cowboyhut, schlurfte Brand in den Sitzungssaal und rief zur Begrüßung schlicht "Hello" in den Raum. Begleitet von einem breiten Grinsen.

Dabei war der Hintergrund seines Gastspiels durchaus nicht zum Lachen: Brand war geladen, um über seine Erfahrungen als Heroinabhängiger zu sprechen und seine Einschätzungen zum Umgang der Regierung mit Drogensüchtigen darzulegen. Dabei nahm er dem Thema jedoch mit seiner großen Klappe den Ernst, zumindest zeitweise. Immer wieder sorgte er bei den Politikern für amüsiertes Grinsen und Gelächter.

"It was rough, yes"

Den Vorsitzenden des Ausschusses, Keith Vaz, sprach Brand prinzipiell nur mit seinem Vornamen an und andere Abgeordnete nannte er mate, also Kumpel. Als ihn der Vorsitzende auf seine Verhaftungen ansprach: "You were arrested roughly twelve times" hatte Brand sofort einen flotten Spruch auf den Lippen: "It was rough, yes". Während Vaz in diesem Fall mit dem Wort "roughly" sagen wollte, dass Brand ungefähr zwölf Mal verhaftet wurde, verwendete dieser das ähnlich klingende, aber nicht gleichbedeutende Wort "rough" um auszudrücken, dass die Verhaftungen schwer für ihn waren.

Sonderlich viel Respekt vor den Herren in den Anzügen ließ Anarcho Brand auch im weiteren Verlauf der Anhörung nicht erkennen. Einen Abgeordneten äffte er frech nach. Und insbesondere das Geplänkel mit dem Vorsitzenden Vaz bereitete dem 36-Jährigen sichtlich Vergnügen. Als dieser ihn darauf hinwies, dass die Zeit knapp werde - "I think we're running out of time" - antwortete Brand: "Time is infinte. We cannot run out of time." Frei übersetzt: Die Zeit kann nicht knapp werden, denn sie ist ja kein zählbares Gut.

Doch zwischen den Späßen fand der Ex-Junkie auch Gelegenheit, sich ernsthaft mit dem Thema Drogenabhängigkeit zu beschäftigen. Brand setzte sich bestimmt für die Wiedereingliederung Süchtiger in die Gesellschaft ein und verurteilte die Vorgehensweise der britischen Regierung, Süchtigen Methadon als Ersatzdroge zu verabreichen und sie damit auf einem Abstellgleis zu parken.

Gegen ein bisschen Spaß im todernsten Politik-Alltag ist eben doch nichts einzuwenden.

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