Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Helden in Strumpfhosen

Rugby-Spieler dürfen jetzt Leggings tragen. Eine längst überfällige Entscheidung - aber auch wirklich ein Fortschritt?

Von Elisa Britzelmeier

Was hat man zuletzt nicht alles erfahren über absurde Kleidervorschriften für Sportlerinnen. Da waren Norwegens Beachhandballerinnen, die bestraft wurden, weil sie in Shorts antraten statt in Bikini-Höschen. Die deutschen Turnerinnen, die mit langen Anzügen auf Gleichberechtigung hinwiesen. Oder die walisische Leichtathletin Olivia Breen, die gemaßregelt wurde, weil ihre Shorts zu kurz und damit "unangemessen" seien.

Wie schön also, dass es jetzt mal um Kleidervorschriften für Männer geht, genauer: für Rugby-Spieler. Der Weltverband World Rugby hat seine Regeln angepasst und erlaubt nun auch den Männern, was die Rugby-Frauen längst dürfen: Leggings oder Strumpfhosen tragen. Vor allem, um Abschürfungen an den Knien zu verhindern.

Nun ist es ja so, dass Rugby-Spieler im Allgemeinen harte Kerle sind und die Allgemeinheit im Allgemeinen Schwierigkeiten hat, sich harte Kerle in Strumpfhosen vorzustellen, jedenfalls nach Robin Hood. Kann man unter anderem daran sehen, wie das Thema Männer und Leggings online diskutiert wird (Google-Stichwort "meggings").

Das zentrale Problem bei Männerleggings ist für viele: Sie zeichnen gnadenlos ab. Das demonstrierte etwa der Schauspieler Shia LaBeouf anschaulich, der den Meggings-Look schon 2017 zu etablieren versuchte. Balletttänzer hätten in der Sache bestimmt auch einiges zu erzählen, zum Beispiel, welche Unterhosen man drunter trägt. Bevor nun aber Mitleid mit den Rugby-Spielern aufkommt: Vorgeschrieben sind laut "World Rugby Law" (neben Unterhosen drunter) auch Shorts über der Leggings. Die harten Rugby-Spieler sehen am Ende also aus wie ganz gewöhnliche Stadtrand-Jogger.

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