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Der Vierungsturm der Kathedrale von Rouen geriet bei Bauarbeiten in Brand.
Der Vierungsturm der Kathedrale von Rouen geriet bei Bauarbeiten in Brand. (Foto: Patrick Streiff/dpa)

Wo sich Mittelschiff und Querhaus einer Kirche treffen, ist von außen nicht immer zu erkennen. Es sei denn, Kuppel oder Turm krönen die Stelle wie in Rouen.

Von Kia Vahland

Kirchenbauer der alten Zeit bevorzugten einen kreuzförmigen Grundriss. Man betritt das Mittelschiff, also den zumeist länglichen Hauptraum, an der Schmalseite und läuft auf den Chorraum zu. Vorher aber kreuzt ein Querhaus das Mittelschiff. Wo die beiden Bauelemente einander treffen, liegt die Vierung. Günther Bindings Standardwerk „Architektonische Formenlehre“ differenziert zwischen einer abgeschnürten Vierung, einer ausgeschiedenen Vierung und einer virtuellen Vierung, je nachdem ob der Grundriss ein Quadrat oder ein anderes Rechteck bildet, wie hoch die Vierungsbogen sind, welche weiteren Stilmittel es gibt oder ob die Vierung gar nicht weiter betont wird. Sie ist von außen nicht unbedingt zu erkennen, es sei denn, ein Turm oder eine Kuppel krönt sie. Manchmal geschieht dies mit Verspätung: Der Vierungsturm im Kölner Dom etwa ist ein Zusatz aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Und der gusseiserne Vierungsturm der Kathedrale von Rouen wurde erst 1877 fertiggestellt und verlieh dem Bau – bis Köln nachzog – mit 151,5 Metern Rekordhöhe. Zuvor hatte ein Blitz eine Vorgängerkonstruktion aus mit Blei verkleidetem Holz getroffen. Jetzt brach hier bei Bauarbeiten ein Feuer aus, das schnell gelöscht werden konnte.

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