Rom:Swimmingpool am Trevi-Brunnen

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Kein Whirlpool, sondern ein Münzwurf-Auffangersatz: das neue Wasserbecken vor dem Trevi-Brunnen in Rom. (Foto: Andrew Medichini/AP)

Wie Rom versucht, die Touristen auch während der Renovierung des Wahrzeichens zum Münzwurf zu animieren.

Von Martin Zips

Bei der Opfergabe steht meist etwas im Hintergrund, was Geisteswissenschaftler als „Vertragsglauben“ bezeichnen. Der Mensch gibt also etwas, um auch selbst etwas zu bekommen: Gesundheit, Reichtum, vielleicht sogar das ewige Leben. Als Massenphänomen lässt sich das Beschwören supranaturalistischer Mächte unter anderem in der Stadt Rom beobachten. Hier werden jährlich Münzen im Wert von gut zwei Millionen Euro hinterrücks in das Bassin des Barockbrunnens Fontana di Trevi geworfen, über den als Statue der antike Meeresgott Oceanus thront. Populär gemacht haben soll diesen Brauch der mit einer Russin verheiratete deutsche Archäologe Wolfgang Helbig (1839–1915), welcher den beherzten Metallwurf vor allem all jenen empfahl, die sich eine Rückkehr in die Ewige Stadt wünschten. Und Rom ist ja nicht nur wegen des von Papst Clemens XII. beim Architekten Nicola Salvi in Auftrag gegebenen, 1762 fertiggestellten und normalerweise mit täglich 80 Millionen Litern Wasser aus römischen Aquädukten gespeisten Trevi-Brunnens immer eine Reise wert.

12 000 Besucher täglich

Bürgermeister Francesco Rutelli, der erste Grüne im römischen Rathaus, hatte im Jahr 2001 die gute Idee, das von der Stadtreinigung wieder aus dem Wasser gefischte Kleingeld über die Caritas an Bedürftige zu verteilen. So geschieht es noch heute. Dieser Tage allerdings, an denen der Trevi-Brunnen für das „Heilige Jahr 2025“ von Moosen, Taubenmist und Kalk befreit wird, sprudeln die Münzen vor dem Palazzo Poli nicht mehr ganz so reichlich. Denn die Fontana kann von den etwa 12 000 Besuchern täglich nur in trockenem Zustand hinter einer Plexiglasabsperrung betrachtet werden. Weil sich aber menschliche Großzügigkeit, das ist dem Stadtrat in Rom bewusst, nur dann in vollem Umfang entfaltet, wenn es eine Art „Danke“ für die Opfergabe gibt, also ein akustisches oder optisches Signal, wurde ein kleiner Swimmingpool aufgestellt. Das hier zu vernehmende „Platsch“ lädt Touristen auch während der Trockenlegung zu weiteren Würfen ein.

Ein Provisorium soll den Geldfluss gewährleisten. (Foto: Remo Casilli/Reuters)

In den nächsten Tagen soll zudem ein hufeisenförmiger Touristenweg fertiggestellt werden, über den man – nach Entrichtung einer kleinen Gebühr – den (zuletzt mit Zellophan umwickelten) Vater der Meere von allen Seiten in seiner göttlichen Muskularität bewundern kann. Für die Wunscherfüllung sollte das nicht schaden.

Gerade in den vergangenen Tagen ist die menschliche Sehnsucht nach einer friedlichen wie sorgenfreien Welt ja keineswegs kleiner geworden. Fest steht: Wer eine höhere Macht hinter sich weiß, dem fällt es deutlich leichter, sich dem irdischen Wahnsinn entgegenzustellen. Denn wie sagt Marcello Mastroianni, bevor er zu Anita Ekberg in der berühmtesten Szene aus Fellinis „La dolce vita“ in den (mit Moosen, Taubenmist und Kalk überzogenen) Trevi-Brunnen steigt und sie mit den nikotingelben Fingern eines Boulevardreporters unheilig berührt: „Wir alle machen es ganz falsch.“

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