Roland Kaiser und Rammstein-Sänger Till Lindemann:"Manchmal möchte ich schon mit dir"

Lesezeit: 2 Min.

Roland Kaiser während eines Auftritts. (Foto: picture alliance / dpa)

"Seelenbahnen" heißt das neue Album von Roland Kaiser, das Ende Mai erscheint. Ein Titel stammt aus der Feder des Rammstein-Frontmanns Till Lindemann. Wie es zu der ungewöhnlichen Zusammenarbeit kam.

Von Cornelius Pollmer

Ende Mai erscheint ein neues Album von Roland Kaiser, es heißt "Seelenbahnen", und jeder weiß, dass selbige nicht immer durch schöne Landschaften führen. Das Leben ist kein Gefühls-Allgäu, und Kaiser verspricht für die Platte auch "nächtliche Gedanken". Kaum zu glauben? Nun, Rammsteinmetz Till Lindemann hat für Kaisers CD das Lied "Ich weiß alles" geschrieben.

SZ: Herr Kaiser, früher war es so, dass Rammstein-Freunde einem Schlagerfan nicht das Feuer für die Silvesterrakete geliehen hätten. Und jetzt schreibt Till Lindemann Ihnen ein Lied.

Roland Kaiser: Ach, diese Grenzen haben sich doch längst aufgelöst. Mein Autor Markus Paßlick hat früher für Harald Schmidt geschrieben, und er war neulich auch bei einem Konzert der Toten Hosen. Als er sich ein Bier holte, beschwerte sich neben ihm einer in der langen Schlange - bei Andrea Berg sei das alles viel schneller gegangen.

Lindemann hat aber nicht für Andrea Berg geschrieben, sondern für Sie.

Ich hatte Till auf ein paar Veranstaltungen getroffen und war auch auf seinem 50. Geburtstag. Irgendwann habe ich ihn gefragt, weil das eine Form der Zusammenarbeit ist, die Beiden ihre Glaubwürdigkeit lässt.

"Manchmal möchte ich schon mit dir" heißt ein Titel von Ihnen, den Lindemann angeblich sehr mag. Worum geht es in dem Lied, das er für Sie geschrieben hat?

Es ist die Geschichte eines Mannes, der mit einer Frau zusammen lebt, die ihn an der Nase herumführt und ihr Eigenleben fortsetzt, obwohl sie in einer Partnerschaft ist. Das schmerzt den Mann.

Sie können das nachempfinden?

Na, ich glaube schon, dass die Herren privat ähnliche Empfindungen haben wie ich. Wenn sich ein Herr Rammstein, also ein Herr Lindemann verliebt, dann hat er doch die gleichen Flugzeuge im Bauch. Und die Frage, die wir immer wieder stellen - klappt das mit der Frau? -, die wird nie vergehen. Da sind große Opern und Operetten geschrieben worden, das wird uns ewig beschäftigen. Oder haben Sie die Lösung?

Um Gottes Willen.

Sie wären ein Genie!

Eher ein Hochstapler. Kommt der Mann in dem Lied denn gut raus aus der Nummer?

Ach, die betrügt ihn, immer wieder! Und das Schlimme ist, er weiß es auch noch und das wiederum weiß sie. Till schreibt: "Ich weiß, dass Du weißt, dass ich alles von Dir weiß". Sie nutzt ihre Macht also aus, das ist auch eine Facette von Liebe.

Wird das mal eine Facette von Ihnen, dass Sie mit Rammstein auftreten und sich dann fachmännisch ducken, wenn der Flammenwerfer züngelt?

Das ist völliger Quatsch, und ich glaube, das wollen die Leute nicht. Ich könnte es auch nicht, es gibt da Grenzen. Wenn irgendwo der "Tod eines Handlungsreisenden" aufgeführt wird, würde man die Hauptrolle auch nicht mit mir besetzen.

Das Schicksal von Willy Loman soll Ihnen in jeder Hinsicht erspart bleiben. Aber im "Tatort" haben Sie mal gespielt!

Sicher, das war erfolgreich, aber es schreit nicht gerade nach einer Wiederholung.

Nun könnte die Kritik kommen: Der Kaiser, der macht jetzt die Heino-Nummer. . .

Wenn die Kritik kommt, ist sie mir egal. Und sie wird kommen, klar wird sie kommen. Es ist mir aber wurscht. Ist doch besser, als wenn's immer nur nett ist.

© SZ vom 17.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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