Rockerkrieg in Brandenburg:Langjährige Haftstrafen für Messer-Attacke

Hells Angels Potsdam Urteil

Zwei der drei Angeklagten müssen viele Jahre ins Gefängnis.

(Foto: dpa)

Zwei Männer sind wegen einer Messerattacke auf einen rivalisierenden Rocker in Brandenburg wegen versuchten Mordes zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Ihr Opfer hatte - entgegen dem Rockerkodex uns auch zur Überraschung der Polizei - im Prozess ausgesagt und befindet sich im Zeugenschutzprogramm.

Am Weihnachtstag 2011 stachen zwei Rocker der Hells Angels ein Mitglied des rivalisierenden Clubs MC Gremium im brandenburgischen Königs Wusterhausen nieder. Gut eineinhalb Jahre später hat das Landgericht Potsdam die Rocker wegen versuchten Mordes jetzt zu langen Haftstrafen verurteilt.

Die 30 und 23 Jahre alten Männer sollen für zwölf beziehungsweise zwölf Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Wegen weiterer Straftaten erwartet den Jüngeren eine Haftstrafe von insgesamt 16 Jahren und drei Monaten. Zudem müssen die Rocker etwa 22.000 Euro an ihr Opfer zahlen. Die Verteidiger wollen in Revision gehen.

Nach Überzeugung des Gerichts war Vergeltung ein Tatmotiv: "Es war ein Racheakt und eine Machtdemonstration", sagte Richter Frank Tiemann. Das Opfer hatte den Präsidenten des "Hells Angels Motorradclubs Oder-City" beleidigt.

Ein Mitangeklagter wurde freigesprochen - mangels Beweisen. Dem Mann steht eine Entschädigung für die rund einjährige Untersuchungshaft zu.

Die Messerattacke gilt auch als Auslöser für einen Angriff von Rockern auf einen unbeteiligten 16-Jährigen am Silvesterabend 2011 vor einer Diskothek in demselben Ort. Rocker hatten den Jugendlichen fast zu Tode geprügelt, weil sie ihn für ein Mitglied der Hells Angels hielten.

Dieser zweite Fall beschäftigt das Landgericht Cottbus. Dort müssen sich vier Rocker unter anderem wegen versuchten Mordes verantworten. Aus Sicht der Sicherheitsbehörden war dieser Angriff der bisherige Höhepunkt der Gewalteskalation zwischen den verfeindeten Rockerclubs in Brandenburg.

Anfang Juli schaltete sich Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ein: Er verbot die Rockergruppe "Regionalverband Gremium Motorcycle Club (MC) Sachsen", weil sich diese über Landesgrenzen hinweg auch auf Brandenburg konzentrierte. Gleichzeitig löste Brandenburgs Innenministerium zwei Gruppierungen der Hells Angels auf. Ihnen werden zahlreiche Straftaten vorgeworfen, darunter Körperverletzung, Geiselnahme, Erpressung und Betrug.

Aus Sicht der Verteidiger ist das Potsdamer Urteil politisch motiviert. "Die Richter wollten ein Exempel statuieren", sagte Stefan Tierel. Sein Mandant sei nicht an der Tat beteiligt gewesen.

Die Potsdamer Richter stützten ihr Urteil im wesentlichen auf die Angaben des Opfers. Die Aussage des Gremium-Rockers sei glaubwürdig, so Richter Tiemann. Obwohl dies in Rockerkreisen verpönt sei, habe dieser - auch zur Überraschung der Polizei - ausgesagt. "Er war sichtlich bemüht, reinen Tisch zu machen", sagte Tiemann. Das Opfer befindet sich im Zeugenschutzprogramm und hat eine neue Identität erhalten.

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