Spielzeug:Pflegeleichter Nachwuchs

Segatoys Pets

Jetzt kann auch das Spielzeug Babys bekommen.

(Foto: OH)

Roboter-Haustiere machen kaum Lärm und Dreck. Segatoys hat nun eine Serie von Plüschhunden, -katzen und -hasen entwickelt, die Junge werfen können. Ob das eine gute Idee ist?

Von Titus Arnu

Hunde sind auch nur Menschen. Sie wollen fressen, saufen, ab und zu gestreichelt werden und sich in Ruhe fortpflanzen. Seit Jahrtausenden versucht der Mensch, den Hund irgendwie zu erziehen und ihm seinen tief verwurzelten Hang zum Herumsauen auszutreiben - mit zweifelhaftem Erfolg. Komplett hygienische Hunde existieren nicht, haarlose Spezialzüchtungen sind hässlich, aber nicht keimfrei. Der Wunsch, ein kleines, möglichst plüschiges Lebewesen zu verhätscheln, scheint andererseits in so vielen Menschen verwurzelt zu sein, dass irgendwann ein gesellschaftliches Dilemma entstand. Haustiere sind gut für die Psyche, aber nicht für die Sauberkeit der Wohnung.

Obwohl es genug herrenlose Hunde und Katzen auf der Welt gibt (und gewiss etliche wichtigere Probleme), haben japanische Ingenieure deshalb Roboter-Haustiere erfunden. Sie haaren nicht, müssen nie Gassi geführt werden und lassen sich einfach ausschalten, wenn sie zu sehr nerven. Es gibt Robben, die zufrieden glucksen, wenn man sie knuddelt, mechanisch schnurrende Katzen mit sensorgesteuerten Augen und Hunde, die dank implantierter Kameras, Mikrofone und Computerchips auf Befehl kleine Kunststücke lernen können. Auf der Nürnberger Spielwarenmesse, die an diesem Mittwoch begonnen hat, ist die Digitalisierung der Kuscheltiere ein großes Thema.

Manche Robo-Haustiere sehen unrealistisch aus wie metallene Comicfiguren, andere wirken fast lebensecht und haben ein Fell, das an Tierhaare erinnert und dementsprechend gepflegt werden muss. Marscat etwa verhält sich fast wie eine echte Katze. Sie streckt sich, schleicht durch die Wohnung, schnurrt und spielt - und hört im Unterschied zu echten Katzen auf Kommandos. Sonys Robo-Hund Aibo kann sich bis zu zehn Gesichter merken. Beim Anblick solcher Kreationen fragt man sich, ob diese mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Wesen ein geheimes Leben führen, wenn man nicht hinschaut, und ob sie sich heimlich fortpflanzen. Zum Glück ist die unkontrollierte Vermehrung von Roboterspielzeug noch nicht möglich ... oder doch? Wie es aussieht, hat der japanische Spielwarenkonzern Sega eine weitere Evolutionsstufe dieser Gattung vorbereitet. Die Roboter-Tiere der Serie "Sega Dream" - Hunde, Kaninchen und Katzen - können Junge werfen.

Die Plüschtiere sind für Kinder von drei Jahren an gedacht, die Fortpflanzung funktioniert ohne Sex. Die Besitzer müssen den Produkten der "Traumtier"-Serie viel Liebe geben, damit sie trächtig werden. Nach ausgiebigen Streicheleinheiten winselt das Maschinentier, wenn man intensiv weiterkrault, ruft es "Goro-goro", streichelt man noch weiter, macht es "Kira-kira" und wirft Junge. Während der elektronische Hund "Happy Birthday to You" jault, kann Herrchen oder Frauchen die Welpen entbinden - einer ist lila, einer rosa und einer hellbraun. Hund, Katze und Hase haben künstliche Zitzen, Sensoren melden dem System, dass die Jungen angelegt sind und nuckeln, dazu ertönt ein "Gluck, gluck"-Geräusch. Die Muttertiere können fauchen oder jaulen, wenn sie unsachgemäß behandelt werden - was auch immer sachgemäß bei einem gebärfähigen Roboter ist.

Wenn die Welpen nerven: zurück damit in den Bauch

Im Gegensatz zu echten Welpen und Katzenjungen, die irgendwann ziemlich anstrengend werden, kann der Besitzer den Roboterwurf in den Bauch des Robo-Tiers zurückstecken, wenn er keine Lust mehr auf ihn hat. Der australische Wissenschaftler Jean-Loup Rault von der University of Melbourne ist trotzdem überzeugt, dass Menschen auch gegenüber Robotertieren Emotionen entwickeln können.

Sind künstliche Haustiere also bald so normal wie Rauhaardackel, Perserkatze und Goldhamster? Die Frage ist, ob es den Spielzeugentwicklern eines Tages gelingt, tierähnliche Roboter zu erschaffen, die auch haaren, sabbern, beißen, kratzen und dauernd Gassi gehen müssen.

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