Ob bei der OP am offenen Herzen, am Steuer eines Gabelstaplers oder im Umgang mit dem pubertierenden Nachwuchs: Es gibt Situationen, da ist vor allem Fingerspitzengefühl gefragt. Jeder, der schon mal versucht hat, eine vollreife Himbeere vom Strauch zu popeln und ohne Saftverlust in den Mund zu befördern, weiß: Das gilt auch für die Beerenernte. Die Dinger sind heimtückisch. Die weichsten Früchte in unseren Breitengraden unversehrt vom Feld in den Supermarkt zu befördern, ist eine Kunst.
Auf einer Farm im Südwesten Portugals sind neuerdings zwei Ernteroboter im Einsatz, die offenbar genug Fingerspitzengefühl besitzen, um diesen Job zu erledigen - und das, obwohl die Himbeeren in unterschiedlichen Höhen an den Sträuchern wachsen. Die beiden 1,80 Meter großen Maschinen wurden von einer Forschungsabteilung der Universität Plymouth entwickelt, berichtet der Guardian, und fahren pausenlos durch die Polytunnel. Jeder Roboter verfügt über vier 3-D-gedruckte Kunststoffarme, die alle gleichzeitig ernten.
Die erste Version der Roboter, die vor drei Jahren in Großbritannien getestet wurde, hatte zum Ernten nur einen Arm, der sich behutsam an jede Beere herantastete und eine ganze Minute brauchte, um sie zu pflücken und in ein Körbchen zu legen. Inzwischen hat die moderne Sensorik sogar künstliche Finger hervorgebracht, die Berührungen wahrnehmen können.
Nicht mehr lange, und berühmte Kunstwerke wie die Trauben essenden Jungen von Bartolomé Esteban Murillo werden die Menschen nurmehr ungläubig staunen lassen. Weil hochsensible Roboter ihnen da längst die Beeren in den Mund schieben. Und aus dem Rest Marmelade kochen.
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