Rio de Janeiro:Polizei stellt verschanzten Kriminellen Ultimatum

Die Situation am Zuckerhut spitzt sich zu: In einem von Drogenbanden besetzten Armenviertel in Rio ist es erneut zu Feuergefechten gekommen. Nun droht die Polizei mit der Erstürmung der Favela.

In dem seit Tagen andauernden Kampf zwischen Drogenbanden und Sicherheitskräften in Rio de Janeiro hat die brasilianische Polizei den Kriminellen ein Ultimatum gestellt. "Wer sich stellen will, der möge das jetzt tun", sagte der Chef der Militärpolizei von Rio in Richtung der in den Slums verschanzten Gangster.

Army soldiers, police and journalists take their positions during an operation by the authorities at Alemao slum in Rio de Janeiro

Offensive vor WM und Olympiade: Die brasilianische Regierung will die Kontrolle über die hundert gewalttätigsten Armenviertel in der Hauptstadt Rio wiedergewinnen.

(Foto: Reuters)

Die Armee und die Einsatzkräfte der Polizei seien bereit, die Favelas (Armenviertel) zu stürmen, warnte der Polizeichef. "Wir sind nur für kurze Zeit außerhalb." Die Polizei bleibe bei ihrem festen Entschluss, in Rio für Frieden zu sorgen.

Feuergefecht in eingekesselter Favela

Indes ist es in dem von Sicherheitskräften umstellten Armenviertel Complexo de Alemão am Samstag zu schweren Schusswechseln gekommen. Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete, schossen zunächst mutmaßliche Drogendealer auf einen Hubschrauber, der die Favela-Ansammlung überflog. Daraufhin feuerten Polizisten zurück und es entzündete sich eine Schießerei.

Mehrere hundert Polizisten blockieren seit Freitag zusammen mit schwer bewaffneten Militärs und Panzern den Complexo de Alemão, eine Ansammlung von 15 Favelas, in denen insgesamt 400.000 Menschen leben. Dort sollen sich mehr als 200 bewaffnete Drogendealer verschanzt haben, nachdem Elitetruppen der Militärpolizei die benachbarte Favela Vila Cruzeiro am Donnerstag gestürmt hatten.

Seit Sonntag vergangener Woche wurden im Kampf gegen Drogendealer in Rio mindestens 35 Menschen getötet und fast 200 Verdächtige festgenommen. In Rio leben etwa zwei Millionen Menschen in den mehr als 1000 Favelas. Die Regierung will die Kontrolle über die hundert gewalttätigsten Armenviertel wiedergewinnen, bevor in dem Land 2014 die Fußball-Weltmeisterschaft ausgerichtet wird und 2016 in Rio die Olympischen Spiele abgehalten werden.

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