Süddeutsche Zeitung

Rigaer Straße:500 Polizisten durchsuchen besetztes Haus in Berlin

  • Nachdem ein Polizist eigenen Aussagen zufolge im Berliner Ortsteil Friedrichshain von vier Personen angegriffen wurde, hat die Polizei ein besetztes Haus in der Nähe durchsucht.
  • 500 Polizisten waren im Einsatz, darunter Beamte des SEK.
  • Die Verdächtigen konnten nicht ausfindig gemacht werden.

Nach einer Attacke auf einen Polizisten hat die Polizei am Mittwochabend ein der linksextremen Szene zugerechnetes Wohnhaus in Berlin-Friedrichshain durchsucht: Das Gebäude an der Rigaer Straße 94. Dort haben sich vier Angreifer verbarrikadiert, berichtet unter anderem der Berliner Tagesspiegel.

Streifenpolizist beim Knöllchenausstellen überfallen

Die mutmaßlichen Täter habe Polizeiangaben zufolge einen Streifenpolizisten angegriffen haben, als er in der Rigaer Straße einen Strafzettel wegen Falschparkens ausstellen wollte. Der Polizist berichtet, es habe sich ihm ein Maskierter genähert. Der 52-Jährige habe daraufhin den Ausweis des Maskierten sehen wollen. In diesem Moment seien zwei weitere Männer und eine Frau auf ihn losgestürmt. Der Beamte sei zu Boden gestürzt, geschlagen und getreten worden. Sein Versuch, einen der Täter festzunehmen, sei gescheitert. Nach Polizeiangaben hatte der 52-Jährige keine Schutzkleidung getragen und wurde bei dem Angriff verletzt.

Die vier Täter seien nach dem Überfall gegen Mittag in das Haus an der Rigaer Straße geflüchtet sein. Die Polizei rückte dort am Abend mit 500 Beamten an, unter ihnen auch das Spezialeinsatzkommando (SEK). "Wir dulden keine Rückzugsräume für Gewalttäter", sagte ein Polizeisprecher.

Polizisten fanden Steine und Einkaufswagen

Die Bewohner hatten das Gebäude nach Behördenangaben verbarrikadiert. Dennoch verschafften sich die Einsatzkräfte Zutritt. Laut Tagesspiegel drangen sie mit Hilfe einer Leiter zuerst über das Dach und dann über den Vordereingang in das Haus ein.

Im Innenhof fanden die Polizisten eine große Menge an Steinen in Einkaufswagen und Plastikwannen sowie Eisenstangen und sogenannte Krähenfüße, mit denen Autoreifen beschädigt werden können. "Das war genau das, was wir dort gesucht haben", sagte der Polizeisprecher. Die Polizei habe einige Personalien überprüft, festgenommen wurde jedoch niemand. Dem Tagesspiegel zufolge lag kein Durchsuchungsbefehl vor. Die Polizei führte demnach eine sogenannte Hausbegehung nach dem Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz (ASOG) durch. Die Beamten hätten sich nur auf dem Hof, dem Dach und den Fluren umgesehen. In die Wohnungen durften sie nicht.

Verdächtige nicht festgenommen

Laut Tagesspiegel soll es mehrere Festnahmen gegeben haben, die Polizei bestätigte das nicht. Die Verdächtigen wurden aber nicht gefasst. Wie die Zeitung weiter berichtet, geht die Polizei davon aus, dass die Täter vom Mittag sich nicht mehr in dem Haus befinden. Der Einsatz habe als Maßnahme der Gefahrenabwehr gedient, nicht, um die Täter zu fassen.

In der Gegend um das Haus in der Rigaer Straße kommt es immer wieder zu Angriffen auf Polizisten. Das Gebäude an der Rigaer Straße 94 ist ein aus einer illegalen Hausbesetzung entstandener Wohnraum und zählt zu den letzten besetzten Häusern in Berlin.

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