Österreich:Richard „Mörtel“ Lugner ist tot

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Richard Lugner, österreichischer Bauunternehmer, während der Feier anlässlich seines 90. Geburtstages. (Foto: Eva Manhart/APA/dpa)

Der berühmte Bauunternehmer sei im Alter von 91 Jahren verstorben, bestätigt seine Familie. Erst im Juni hatte er zum sechsten Mal geheiratet.

Der prominente österreichische Bauunternehmer Richard „Mörtel“ Lugner ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Das wurde der Deutschen Presse-Agentur aus Familienkreisen bestätigt. Zuvor hatten unter anderen die österreichischen Medien Heute und Krone berichtet. Er sei in seiner Villa in Döbling verstorben, hieß es dort. Zuletzt hatte Lugner einige gesundheitliche Probleme. So wurde er im Juli am Herzen operiert. Vor einer Woche postete er ein Video, in dem er an Krücken ging.

Lugner war in den 1960er-Jahren in Wien als Bauunternehmer sehr erfolgreich, vor allem mit der Revitalisierung von Altbauten. 1975 erhielt er einen Auftrag zum Bau einer Moschee in Wien. Seine Baufirma hatte zeitweise mehr als 600 Beschäftigte.

Das Bauwesen ist an sich kein schillerndes Geschäft. Wie man es trotzdem zur Prominenz bringen kann, erkannte Lugner früh: Über Österreichs Grenzen hinaus wurde er als Besucher des Wiener Opernballs bekannt. Zu dem Ereignis ließ er seit 1992 gegen Bezahlung prominente Begleitung einfliegen. In diesem Jahr war die Witwe der Rock ’n’ Roll-Legende Elvis Presley, Priscilla Presley, an seiner Seite. Mit dabei waren auch schon Sophia Loren, Pamela Anderson und Paris Hilton gewesen.

Mit den kostspieligen Einladungen, zahlreichen Werbeauftritten und im Reality-TV bewarb er ein nach ihm benanntes Einkaufszentrum in Wien, die „Lugner City“. Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Lugners sechste Ehefrau Simone Lugner, 42, dort Co-Chefin wird. Der Unternehmer hatte dazu gesagt, der Job solle für seine Frau eine langfristige Angelegenheit sein: „Irgendwann, wenn es mich nicht mehr geben sollte, wird sie alleinige Chefin sein.“ Das Paar hatte sich Anfang Juni im Wiener Rathaus trauen lassen. Lugner hatte Berichten zufolge vor, auch noch kirchlich im Stephansdom zu heiraten.

„Ein österreichisches Original“

Zweimal unternahm Lugner Ausflüge in die Politik: 1998 und 2016 kandidierte er für das Amt des Bundespräsidenten. Beim ersten Versuch fuhr er ein höchst respektables Ergebnis von fast zehn Prozent der Stimmen ein, 2016 konnte er dagegen kaum Wähler überzeugen, nur 2,3 Prozent der Wähler stimmten für ihn.

Die Nachricht von Lugners Tod löste in Österreich zahlreiche Reaktionen aus. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) schrieb auf der Plattform X: „Richard Lugner war ein erfolgreicher Unternehmer und eine schillernde Persönlichkeit. Ein österreichisches Original, das sich nie verbogen hat. Er ruhe in Frieden!“ Anerkennung zollte ihm auch der rechte FPÖ-Chef Herbert Kickl. Lugner sei ein Stück Wiener Kulturgeschichte gewesen. „Er ist wahrscheinlich eine der wenigen schillernden Figuren, denen es auch gelungen ist, die Berichterstattung über Jahrzehnte zu prägen.“ Die Chefin der liberalen Neos, Beate Meinl-Reisinger, würdigte den Unternehmer als „unglaublichen Entertainer“.

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