Süddeutsche Zeitung

Rheinland-Pfalz:Verdacht auf systematischen Zahngold-Diebstahl im Krematorium

Vier Männer sollen in Landau über Jahre hinweg Goldzähne aus der Asche Verstorbener gestohlen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, das Krematorium verschärft die Sicherheitsvorkehrungen. Doch die mutmaßlichen Täter agierten in einer rechtlichen Grauzone.

Nicht nur Diebstahl wird ihnen angelastet, sondern auch Störung der Totenruhe: Vier Mitarbeiter eines Krematoriums im pfälzischen Landau sollen jahrelang Zahngold aus der Asche der verbrannten Leichen gestohlen haben. Gegen die vier Männer ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Bei einer Hausdurchsuchung sei bei einem der Männer ein Kilogramm Gold im Wert von etwa 30.000 Euro gefunden worden, sagte ein Sprecher. "Daraufhin haben wir diesen Mitarbeiter sofort entlassen", teilte der Geschäftsführer des Krematoriums mit. Bei den anderen Verdächtigten sind bisher keine entsprechenden Hinweise entdeckt worden.

Den Anstoß für die Ermittlungen hatte eine anonyme Anzeige gegeben. Bislang habe sich noch keiner der Beschuldigten zu den Vorwürfen geäußert, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

In Deutschland sei nicht klar geregelt, wem die Reststoffe, die beim Sieben der Asche übrig bleiben, rechtlich zustehen, erläuterte der Geschäftsführer des Krematoriums. "Das sind nicht nur Goldzähne, sondern zum Beispiel auch künstliche Hüftgelenke oder Schrauben." Manchmal wollten Angehörige sie haben, wegen der "rechtlichen Grauzone" würden diese jedoch nicht herausgegeben. Vielmehr schicke das Krematorium die Reststoffe zu einer Firma in den Niederlanden, wo diese verwertet würden. Das Geld werde einer gemeinnützigen Einrichtung gespendet.

Mittlerweile hat das Krematorium eine Überwachungskamera installiert, außerdem wurden die Reststoffbehälter verschlossen.

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