Rettung im Pazifik:"Sie wollten auf Abenteuerfahrt gehen"

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Drei Jungen aus Tokelau überlebten 50 Tage auf hoher See - ein Wunder. Der Regierungschef ihrer Heimat tadelt die Teenager trotzdem.

Drei Jugendliche von der zu Neuseeland gehörenden Inselgruppe Tokelau haben 50 Tage allein in einem kleinen Boot auf dem Pazifik überlebt - etwa 1300 Kilometer drifteten sie dabei von ihrer Heimatinsel weg in den Pazifik. Das Abenteuer ging glimpflich aus: Die Jungen im Alter von 14 und 15 Jahren wurden von einem Fischkutter entdeckt und erreichten am Freitag auf den Fidschi-Inseln wieder festes Land. Sie wurden zu einer Untersuchung in ein Krankenhaus in der Hauptstadt Suva gebracht.

Zwei der drei geretteten Teenager bei ihrer Ankunft in Suva: Filo Filo und Samuel Perez, Überlebende einer 50-tägigen Irrfahrt sind beide erst fünfzehn Jahre alt.  (Foto: AFP)

Nun meldet sich auch der Regierungschef von Tokelau zu Wort, auf dessen Inselgruppe weniger als 1500 Menschen leben - und tadelt die Jungen. Sie wollten offenbar auf Abenteuerfahrt gehen, mutmaßt Kuresa Nasau in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. "Sie müssen einen Plan gemacht und dies als Streich ausgeheckt haben. Sie dachten wohl, sie würden irgendwann in einem anderen Land ankommen", sagte Nasau in einem Telefongespräch aus Apia auf Samoa.

"Als es am Dienstag, den 5. Oktober zuerst hieß, die drei würden vermisst, waren wir alle verärgert, dass sie niemandem Bescheid gesagt hatten", sagte Nasau. Als die Jungen den ganzen Tag nicht wieder auftauchten, habe er die neuseeländische Luftwaffe um Hilfe bei der Suche gebeten. Die Tokelau-Inseln liegen zwar Tausende Kilometer entfernt, sind aber neuseeländisches Territorium. "Sie haben zwei Tage intensiv gesucht, aber nichts gefunden", sagte er.

Obwohl die Kinder nach der Suche für tot erklärt wurden, hatte Nasau nach eigenen Angaben nie Zweifel, dass sie überleben würden. "Sie hatten ein sehr spezielles Boot, das praktisch nicht kentern kann. Und sie sind mit dem Meer groß geworden, sie haben keine Angst", sagte er. Nach seinen Angaben wollte der neuseeländische Hochkommissar auf den Fidschi-Inseln die Kinder am Freitag im Empfang nehmen. Sie sollen dann nach Samoa fliegen, wo Nasau sie am Sonntag erwartet. "Sie werden sich hier erholen, ehe wir am 16. Dezember zusammen das Schiff nach Hause nehmen", sagte er.

Nach der wundersamen Rettung sei den Jungen vergeben, und ihre Rückkehr werde sicher mit einem großen Fest gefeiert, meinte Nasau. In ihrer Heimat hat die Nachricht bereits einen Freudentaumel ausgelöst, berichtete einer der Väter der BBC. "Das ganze Dorf kam zusammen und hat vor Freude auf der Straße getanzt", sagte er.

Die Rettung kommt tatsächlich fast einem Wunder gleich. Die Jungen überlebten nach eigenen Angaben von Regenwasser, Kokosnüssen und einer Möwe, die sie fangen konnten. Nach anderen Angaben sollen sich aber auch Fische gegessen haben. Angesichts der langen Zeit auf hoher See war ihre Verfassung bei der Rettung in jedem Fall erstaunlich.

Alle drei hatten starken Sonnenbrand, schienen aber ansonsten wohlauf, sagt der Bootsmann des Schiffes, das die Jugendlichen auf dem offenem Pazifik fand. Die Rettung kam keinen Moment zu früh, meinte er, denn die Jungen hatten begonnen Seewasser zu trinken, weil es in den Tagen vor der Rettung nicht mehr geregnet hatte.

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:Gerettet nach 50 Tagen Irrfahrt

Drei neuseeländische Jugendliche von der Inselgruppe Tokelau haben 50 Tage allein in einem kleinen Boot überlebt - etwa 1.300 Kilometer drifteten sie dabei von ihrer Heimatinsel weg in den Pazifik.

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