Rettung am Untersberg:Ein "Stück alpine Rettungsgeschichte"

Der verunglückte Höhlenforscher Johann W. ist nach elf Tagen unter der Erde gerettet. Chronologie einer beispiellosen Bergungsaktion.

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Bavaria's mountain rescue team 'Bergwacht Bayern' carry injured researcher Westhauser outside the Riesending cave in Untersberg

Quelle: Reuters

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Der verunglückte Höhlenforscher Johann W. ist nach elf Tagen unter der Erde gerettet. Chronologie einer beispiellosen Bergungsaktion.

Um 11.44 Uhr erreichte der in der Riesending-Höhle verunglückte Höhlenforscher wieder die Erdoberfläche, etwa 274 Stunden nach seinem Unfall.

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Am 7. Juni 2014 war ein dreiköpfiges Team von Forschern, darunter der 52-jährige Johann W. in die fast 1100 Meter tiefe Riesending-Schachthöhle in den Berchtesgadener Alpen aufgebrochen. Seit 2002 erforscht der aus Karlsruhe stammende W. die unterirdischen Gänge, zum Teil hat er sie selbst entdeckt. Am Tag darauf kommt es gegen 1.30 Uhr zu einem Steinschlag, bei dem der Forscher an Kopf und Oberkörper verletzt wird. Er erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma. Ein Kollege beginnt einen zwölfstündigen Aufstieg, um Hilfe zu holen.

Rettungseinsatz für Höhlenforscher

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11. Juni: Ein weiterer Mediziner steigt zu Westhauser hinab, am Nachmittag erreicht der Österreicher den Verletzten. 12. Juni: Der zweite Arzt trifft ein. Die Mediziner entscheiden: der Patient kann transportiert werden. 13. Juni: Nach fünf Tagen beginnt am späten Nachmittag der Transport des Verletzten auf einer Trage.

Rettungseinsatz für Höhlenforscher

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14. Juni: Das Rettungsteam schafft die erste Etappe und erreicht gegen 4.00 Uhr Biwak 5, den ersten Rastplatz. 15. Juni: Die Helfer bewältigen die "Lange Gerade", die etwa 900 Meter unter der Oberfläche Hunderte Meter fast waagerecht durch den Berg führt. Der Trupp erreicht Biwak 4. Nun beginnt der schwierige Teil: Der Trupp muss Westhauser an der mitunter senkrecht nach oben führenden Wand in die Höhe ziehen.

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16. Juni: Das Team erreicht das dritte Lager in rund 700 Metern Tiefe. Nach einigen Stunden Pause geht es weiter.

Rettungseinsatz für Höhlenforscher

Quelle: Bergwacht Bayern/dpa

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17. Juni: Die Rettung geht rascher voran als erwartet. Die Einsatzkräfte erreichen mit Westhauser am Morgen Biwak 2 in rund 500 Metern Tiefe. Etwa 15 Mann sind mit dem Verletzten unterwegs, Dutzende andere bauen den Weg aus.

Rettungseinsatz für Höhlenforscher

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18. Juni: Am Morgen kommt der Trupp am Biwak 1 an. Am 19. Juni melden die Retter schließlich die erlösende Nachricht: Der Verunglückte und sein Rettungsteam haben um 11.44 Uhr den Höhlenausgang erreicht - gut 274 Stunden nach dem Unfall.

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Per Rettungshubschrauber wird der verunglückte 52-Jährige in die Unfallklinik nach Murnau (Oberbayern) geflogen. Wie der Arzt Nico Petterich berichtet, sei der Patient bei seiner Ankunft in der Klinik stabil gewesen, er habe sich sogar im Laufe der Zeit weiter stabilisiert. Sogar Scherze soll er gemacht haben. Beim Start des Rettungshubschraubers habe er demmach den Ohrenschutz abgenommen und dem Arzt gesagt: "Könntest du den Piloten bitten, dass er noch zweimal über das Stöhrhaus fliegt?" Das ist die nächstgelegene Hütte. Dann habe er noch etwas höher liegen wollen, damit er beim Flug etwas sehen könne.

Rettungseinsatz für Höhlenforscher

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Bei dem Rettungseinsatz waren mehr als 700 Helfer im Einsatz. Auf dem Foto ruhen sich Bergungskräfte am Untersberg bei Marktschellenberg (Bayern) am Eingang zur Riesending-Höhle aus. Dass die beispiellose Aktion klappt, war keineswegs sicher. Bis in die ersten Tage der Rettung hinein habe es Zweifel gegeben, "ob das gelingen kann", räumt der Vorsitzende der Bergwacht Bayern, Norbert Heiland, jetzt ein. An den elf Tagen zuvor hat darüber niemand gesprochen. "Ich denke, dass man davon sprechen kann, dass in den vergangenen Tagen hier am Untersberg ein Stück alpine Rettungsgeschichte geschrieben worden ist."

© Süddeutsche.de, mit Material von Agenturen dpa und AFP/dgr
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