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Religion - Lübeck:Sanierte Lübecker Synagoge wiedereröffnet

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Lübeck (dpa/lno) - Die Jüdische Gemeinde Lübeck hat ihre Synagoge wieder. Nach mehr als sechs Jahren der Sanierung ist vor rund 100 geladenen Gästen am Donnerstag die Carlebach-Synagoge offiziell wiedereröffnet worden. "Die Jüdische Gemeinde hier in Lübeck musste viel Geduld aufbringen, bis wir nun die Eröffnung der Synagoge feiern können", sagte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster. "Jetzt findet die Eröffnung in dem Jahr statt, in dem wir 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern."

Der Festakt zur Eröffnung fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Nur rund 100 handverlesene Gäste waren geladen, darunter Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), der Landesrabbiner der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein, Dov-Levi Barsilay und Schleswig-Holsteins Ehrenbürger Armin Mueller-Stahl.

Vor Beginn des Festaktes hatte der Rabbiner der Gemeinde, Nathan Grinberg, kleine Hülsen mit Bibelversen an den Eingängen zum Gotteshaus angebracht und Gebete gesprochen. Damit können die rund 600 Mitglieder der Gemeinde den prächtig restaurierten Gebetssaal und die anderen Räume der Synagoge wieder uneingeschränkt für Gottesdienste und Veranstaltungen nutzen.

Die 1880 erbaute Synagoge im Unesco-Weltkulturerbe Hansestadt Lübeck ist das einzige vollständig erhaltene jüdische Gotteshaus in Schleswig-Holstein. Auf die nach ihrem ersten Rabbiner Salomon Carlebach benannte Carlebach-Synagoge wurden 1994 und 1995 zwei Brandanschläge verübt.

In seiner Festansprache rief Schuster dazu auf, den Antisemitismus in der Gesellschaft entschieden zu bekämpfen. "Ein wichtiger Baustein sind dabei auch persönliche Begegnungen mit Juden", sagte er. Daher habe der Zentralrat der Juden das Projekt "Meet a Jew" gestartet, bei dem jüdische Jugendliche und junge Erwachsene Schulklassen, Vereine oder Verbände besuchen, um dort von ihrem jüdischen Alltag zu berichten. "Noch entscheidender ist jedoch die Sichtbarkeit jüdischen Lebens in der Gesellschaft. Sie entsteht durch aktive jüdische Gemeinden vor Ort und durch Bauwerke wie diese wunderbare Synagoge", so Schuster.

Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach sich dafür aus, jüdisches Leben nicht zu verstecken. "Der Jüdische Glaube braucht Orte, an denen er sichtbar wird - nicht am Rande, sondern inmitten der Gesellschaft", sagte er. Die Carlebach-Synagoge zähle zu den schönsten in ganz Deutschland. "Sie ist eine Einladung an uns alle, unsere Herzen zu öffnen und füreinander da zu sein", sagte der Ministerpräsident.

Kulturstaatsministerin Grütters würdigte die frisch sanierte Synagoge als bedeutendes jüdisches Kulturerbe, das es zu bewahren gelte. "Wie viele andere Bauten in unserem Land zeigen auch die Synagoge in Lübeck und ihr prachtvoller Gebetssaal jüdisches Leben als inspirierenden Teil deutscher Geschichte und Gegenwart", sagte sie.

Die Synagoge war von 2014 bis 2020 für rund 8,4 Millionen Euro saniert worden. Der Bund beteiligte sich daran mit 3, 6 Millionen Euro. 2,6 Millionen Euro kamen vom Land, weitere Mittel stellten die Hansestadt Lübeck und die Lübecker Possehl-Stiftung bereit. Als die Sanierung 2016 vorübergehend aus Geldmangel ins Stocken geriet, bewilligten alle Beteiligten zusätzliche Mittel. Zudem wurde der Gemeinde ein Projektkoordinator an die Seite gestellt, so dass die Sanierung weitergehen konnte.

© dpa-infocom, dpa:210811-99-808124/5

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