Süddeutsche Zeitung

Rekordflut in Australien:Letzte Chance Luftrettung

In Australien kämpfen die Menschen gegen Wassermassen: Mehrer Orte im Bundesstaat Queensland stehen komplett unter Wasser. Die Menschen müssen von der Armee evakuiert werden.

Die jüngsten Wetterkapriolen halten die Menschen rund um den Erdball weiterhin in Atem. Während die USA und Europa in Schneemassen versinken, treten nach heftigem Regen in Australien die Flüsse über die Ufer. Am Mittwoch evakuierten die australischen Streitkräfte das Dorf Theodore im Staat Queensland und flogen mit Hubschraubern Menschen aus der überschwemmten Region im Osten Australiens aus.

Orte wie Theodore, Chinchilla und Dalby kämpften mit den schwersten Fluten seit 50 Jahren. Die Regierung von Queensland erklärte sie zu Katastrophengebieten. Theodore war zwei Tage lang komplett von der Außenwelt abgeschnitten, rund 350 Einwohner mussten ausgeflogen werden. Insgesamt rund tausend Menschen mussten im Süden und im Zentrum von Queensland bislang ihre Häuser verlassen, wie Behördenvertreter sagten. Hunderte Häuser und Geschäfte stünden unter Wasser, viele Bauern hätten ihre gesamte Ernte verloren.

Die Schäden in der Landwirtschaft beliefen sich auf etwa 400 Millionen Dollar (300 Millionen Euro). Zwar hätten sich die anfangs sintflutartigen Regengüsse, die der Tropensturm Tasha in der vergangenen Woche in den Bundesstaat getragen habe, örtlich abgeschwächt, doch jetzt drohe den Städten am Dawson River eine Flutwelle, warnten Behördenvertreter.

In Theodore stand der Pegel am frühen Nachmittag bei 14,59 Meter, Tendenz steigend. Der bisherige Rekordpegel aus dem Jahr 1956 lag dort bei knapp über 14 Metern. "Wir stehen hier wie in anderen Teilen von Queensland vor einem wirklich schwerwiegenden Ereignis", sagte der Minister für Katastrophenschutz, Neil Roberts. Weitere Niederschläge seien zu erwarten.

"Das Wasser wird mit Sicherheit noch weiter steigen", sagte Bezirksbürgermeisterin Mareen Clancy. "Die Pegelstände haben einen neuen Rekord erreicht und wir wissen nicht, was passieren wird." Die Ortschaften Emerald und Bundaberg in Queensland bereiteten sich bereits auf eine Evakuierung vor.

Unterdessen kündigte die Ministerpräsidentin von Queensland, Anna Bligh, einen Hilfsfonds in der Höhe von einer Million Australischen Dollar (764.000 Euro) für die Überschwemmungsopfer an.

Die australische Ministerpräsidentin Julia Gillard versprach die gleiche Summe aus Bundesmitteln. Insgesamt wurden im Staat Queensland wegen der Überschwemmungen rund 300 Strecken für den Verkehr gesperrt, darunter zwei der wichtigsten Schnellstraßen nach Brisbane.

Der örtliche Abgeordnete Vaughan Johnson berichtete nach einem Rundflug über die betroffenen Gebiete, die Region habe sich in ein Binnenmeer verwandelt. Ackerland im Wert von Milliarden von Dollar sei überschwemmt.

Keiner könne sich das Ausmaß der Überschwemmungen vorstellen, der es nicht mit eigenen Augen gesehen habe, sagte Johnson den Rundfunksender ABC. Experten rechneten mit Verlusten für die Agrarbranche und die Kohleförderung in Höhe von rund 5,4 Milliarden Euro.

Im weltgrößten Kohle-Exporthafen musste der Terminal Dalrymple Bay den Betrieb einstellen, weil nicht mehr ausreichend Kohle angeliefert wurde. Die Unwetter in Australiens wichtigster Bergbauregion Queensland beeinträchtigten sowohl den Abbau sowie die Verladung des wichtigen Rohstoffs auf die Schienen, teilten Branchenvertreter am Mittwoch mit. Australien ist der weltgrößte Exporteur für Kokskohle zur Stahlerzeugung.

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dpa/AFP/Reuters/dapd/wolf/dmo
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