Regisseur verklagt American Apparel:Woody will's wissen

Der US-Modekonzern American Apparel hat Ärger mit Woody Allen: Der will Schadenersatz, weil das Label unerlaubt mit dem Gesicht des Star-Regisseurs warb. Nun schießt der Anwalt der Firma zurück.

Kathrin Haimerl

Wie viel ist ein Bild von Woody Allen wert? Der Star-Regisseur selbst ist der Ansicht: zehn Millionen Dollar. So viel jedenfalls will er vom US-Modekonzern American Apparel - für Rufschädigung.

Regisseur verklagt American Apparel: Gibt sein Gesicht nicht für jedes Produkt her: Star-Regisseur Woody Allen.

Gibt sein Gesicht nicht für jedes Produkt her: Star-Regisseur Woody Allen.

(Foto: Foto: AP)

Der Modekonzern hatte 2007 mit Allens Gesicht Werbung gemacht. Die Poster zeigen Allen als Rabbi mit Bart, dazu ein jiddischer Schriftzug. In der Klage heißt es, bei der Aufnahme handelt es sich um ein Bild aus Allens Oscar-Hit "Annie Hall" aus dem Jahr 1977.

Von den Werbeplakaten habe er nichts gewusst. In der Klage heißt es, Allen sei eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Geschichte des amerikanischen Films, und er habe sich stets das letzte Wort darüber vorbehalten, mit welchen Projekten er in Verbindung gebracht werde.

Doch nun schießt der Anwalt des Modelabels zurück: Man könne Allen nicht mehr schädigen, das habe der 73-Jährige schon selbst getan, sagte Stuart Slotnick. Er verwies auf die verschiedenen Sex-Skandale, mit denen Allen in Verbindung gebracht wird. Außerdem sei die Forderung völlig überzogen, da die fraglichen Plakate nach weniger als einer Woche wieder abgehängt wurden.

Der Anwalt kündigt denn auch für den bevorstehenden Prozess in Manhattan eine Schlammschlacht an: In dem Verfahren, das am 18. Mai beginnen soll, würde laut Slotnick auch Allens Beziehung zu seiner Exfrau Mia Farrow thematisiert.

Der Regisseur hatte die Schauspielerin 1992 verlassen. Der Grund war pikant: Allen hatte sich in das Mädchen, das er und Farrow adoptiert hatten, verliebt. Und die Adoptivtochter sich offenbar auch in ihn. Nach der Trennung von Farrow zogen Allen und Soon-Yi Previn zusammen. Sie heirateten 1997.

Werbung mit Pornos

Inzwischen hat sich auch Woody Allen selbst wieder zu Wort gemeldet, er bezichtigt das Modelabel nun, gegen ihn eine "schmutzige Kampagne" zu fahren. Man habe für den Prozess Menschen aus seinem Umfeld zwangsweise vorladen lassen, des Weiteren habe es Anfragen nach privaten Unterlagen gegeben. Allens Anwälte bezeichneten das Vorgehen des Unternehmens gar als Schikane.

Mit schmutzigen Kampagnen in Amerika kennt sich der Chef des Modelabels, Dov Charney, bestens aus. Er sorgt immer wieder für Wirbel - unter anderem auch wegen seiner eigenen sexuellen Freizügigkeit. Bei einem Interview im Jahr 2004 für das Magazin Jane soll er vor der Reporterin masturbiert haben, darüber hinaus soll er sich in der Arbeit vor seinen Angestellten gerne in knappen Unterhosen präsentieren. Und auch mit der Vermarktung seines Modelabels sorgt er in den USA für Aufregung: Im vergangenen Jahr wurden Plakate von American Apparel als pornographisch eingestuft.

Dabei begann alles ganz harmlos: American Apparel bewarb seine Klamotten zunächst damit, dass sie nicht in Billiglohnländern produziert werden. "Sweatshop Free" war das Motto der Kleidung, die in Los Angeles produziert wird.

Das hat sich längst geändert: Inzwischen nehmen die Kampagnen das Motto "Sex sells" fast wortwörtlich. Auf den Plakaten zu sehen sind Straßenmädchen und -jungs, wie sie sich in erotischer Pose auf dem Bett räkeln und lasziv in die Kamera blicken. Als Erklärung für den Image-Wechsel stellte Dov Charney in einem Interview trocken fest, mit Altruismus alleine ließe sich auf die Dauer nichts verkaufen.

Woody Allen selbst hatte die Kampagnen des Labels im Dezember vergangenen Jahres als widerlich und kindisch bezeichnet - auch sein Urteil über das Plakat, das das eigene Gesicht zeigt, fällt vernichtend aus. Die Werbung des Modelables hätte eine "schäbige Qualität" und sei alles andere als "stilvoll". Und: Werbung für American Apparel zu machen, sei für ihn ähnlich erniedrigend, wie sein Gesicht für ein Deo oder eine Zigarettenwerbung herzugeben.

Ganz anders sieht das naturgemäß der Anwalt des Modelabels - und gibt indirekt Antwort auf die Frage, wie viel Allens Bild denn Wert sei: "Ich glaube, Woody Allen überschätzt den Wert seines Bildes." Aufgrund der verschiedenen Skandale sei Allens Gesicht nicht so wertvoll für amerikanische Unternehmen, wie das Allen zu glauben scheint, ätzt er.

Man darf also gespannt sein, wie er der Jury erklären will, warum American Apparel dann aber überhaupt mit Allens Portrait warb.

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