Süddeutsche Zeitung

Regionalzug in Sachsen-Anhalt:40 Kilometer führerlos unterwegs

Ohne Lokführer und Fahrgäste: Ein Regionalzug ist fast 40 Kilometer führerlos durch Sachsen-Anhalt gefahren - und passierte dabei auch mehrere Bahnübergänge.

Der Triebwagen der Burgenlandbahn habe sich am Morgen nach 7:00 Uhr im Bahnhof Merseburg (Saalekreis) selbst in Bewegung gesetzt, Fahrgäste oder ein Lokführer seien nicht an Bord gewesen. Das teilte am Dienstagabend die Deutsche Bahn in Leipzig mit und bestätigte damit einen Bericht der Mitteldeutschen Zeitung (Mittwoch).

Erst wenige Kilometer vor Querfurt (Saalekreis) kam der Zug zum Stehen. Der Zug habe einige Bahnübergänge passiert, sagte ein Bahnsprecher am Dienstagabend.

An modernen Übergängen hätten sich die Schranken von selbst geschlossen, in anderen Fällen hätten Bahnwärter über die Gefahr informiert werden müssen. Weil die Bundespolizei eine Gefährdung der Bevölkerung ausgeschlossen habe, sei nicht sofort über den Fall informiert worden, sagte der Sprecher.

Dritter Fall seit November

Die Burgenlandbahn ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der DB Regio AG. Die Ermittlungen habe das Eisenbahn-Bundesamt übernommen. Es werde geprüft, ob ein technischer Defekt oder menschliches Versagen verantwortlich sind.

Erst im November hatte sich in Oberbayern ein Bahnwaggon selbständig gemacht und war ohne Lok oder Fahrer 20 Kilometer weit gerollt. Der leere Personenwagen ging bei Rangierarbeiten in Garmisch-Partenkirchen verloren und fuhr über die leicht abschüssige eingleisige Strecke. Die Strecke führt durch Ortschaften und überquert mehrfach Straßen.

Mitte November war ein Güterzug mit 31 Waggons, die mit Kohle beladen waren, bei Köln fünf Kilometer weit über die Gleise eines privaten Unternehmens gerollt, weil die Bremsen versagt hatten.

Der 1500 Tonnen schwere Zug durchbrach schließlich das Tor einer Lagerhalle und prallte gegen eine Brandschutzmauer. Die beiden Lokführer waren vor dem Unglück abgesprungen, sie wurden leicht verletzt.

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