Süddeutsche Zeitung

Fall Rebecca:Haftbefehl gegen Schwager aufgehoben

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Im Fall der vermissten Rebecca ist der Haftbefehl gegen ihren Schwager aufgehoben worden. Es gebe aufgrund des gegenwärtigen Ermittlungsstandes Zweifel am dringenden Tatverdacht, teilte die Staatsanwaltschaft in Berlin mit. Der Haftbefehl wurde daher am Freitag von einem Ermittlungsrichter aufgehoben. Vorausgegangen war eine sogenannte Haftbeschwerde der Rechtsanwältin des Schwagers gegen die Untersuchungshaft.

Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft erklärte, hat sich die Beweislage gegen den Schwager in den vergangenen Wochen nicht geändert. Trotz intensiver Ermittlungen der Polizei waren keine neuen Indizien oder Beweise gegen den Mann gefunden worden.

Rebecca war vor mehr als einem Monat, am 18. Februar, verschwunden. Das 15-jähige Mädchen aus Berlin-Neukölln hatte bei ihrer älteren Schwester und deren Familie im Stadtteil Britz übernachtet und war am Morgen nicht in der Schule erschienen. Die Mordkommission geht davon aus, dass sie getötet wurde.

Schwager bereits zum zweiten Mal freigelassen

Zehn Tage nach ihrem Verschwinden hatte die Polizei den 27 Jahre alten Schwager von Rebecca erstmals als Verdächtigen festgenommen, schon einen Tag später aber wieder freigelassen. Ein Ermittlungsrichter erkannte keinen dringenden Tatverdacht. Die Staatsanwaltschaft legte Beschwerde gegen die Freilassung ein. Ein anderer Richter erließ daraufhin am 4. März einen Haftbefahl wegen Totschlags. Der Schwager wurde erneut verhaftet und kam in Untersuchungshaft.

Das wichtigste Indiz der Polizei, das für eine Tatbeteiligung des Schwagers sprechen soll, sind Hinweise auf Autofahrten: Der Wagen, auf den zum infrage kommenden Zeitpunkt nur der Schwager Zugriff gehabt habe, soll nach dem Verschwinden von Rebecca und am Abend des folgenden Tages auf der A 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) von Kameras eines Kennzeichenerfassungssystems fotografiert worden sein, so die Ermittler. In der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY", in der die Polizei um Hinweise aus der Bevölkerung bat, sprach Hauptkommissar Michael Hoffmann von "seltsamen und klärungsbedürftigen Fahrten mit dem Auto".

Mehr als 1000 Hinweise gingen in den folgenden Tagen bei der Polizei ein, es folgten diverse große Suchaktionen. Mit einer Hundertschaft und Hunden durchkämmten Ermittler ein Waldgebiet nahe dem Ort Kummersdorf südöstlich von Berlin. Bei dem Ort Rieplos nahe der Autobahn suchten Kriminaltechniker mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks und verglichen Reifenspuren. Anschließend wurde an der Autobahn zwischen Berlin und der Grenze zu Polen gesucht. Am 18. und 19. März nahm sich die Mordkommission den Wolziger See südlich der Autobahn vor. Hundeführer aus Nordrhein-Westfalen fuhren mit Leichenspürhunden auf einem Boot über den See. Einen Tag später kamen ein Echolot und Taucher zum Einsatz. Am Donnerstag suchten Beamte erneut an der Autobahn 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) sowie an Landstraßen nach Spuren. Ohne Erfolg.

Rebeccas Familie beteuerte in Interviews stets die Unschuld des Schwagers. Er habe alle Indizien widerlegt und auch die Fahrten nach Brandenburg erklärt, sagten Vater und Mutter. Für die Ermittler steht der 27-Jährige trotz seiner Freilassung weiter unter Verdacht. "Er ist weiterhin Beschuldigter des Verfahrens", sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

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