Reaktionen:"Tragische Stunden" in Japan

Nach dem katastrophalen Erdbeben bieten mehrere Länder Japan Hilfe an - und richten ihr Augenmerk auch auf die eigenen Landsleute. Von deutschen Opfern ist derzeit nichts bekannt.

Tote, Verletzte, zerstörte Landstriche: Die Folgen des verheerenden Erdbebens in Japan sind noch nicht abzusehen. Die Regierungen anderer Länder reagieren mit Hilfsangeboten - und richten ihr Augenmerk auch auf die eigenen Landsleute.

Die Europäische Union sicherte dem Land Solidarität zu. "Wir sind zutiefst besorgt über die Nachricht von dem verheerenden Erdbeben", sagten EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy in einer gemeinsamen Erklärung, die in Brüssel zu Beginn des EU-Sondergipfels zu Libyen verbreitet wurde. "Falls nötig, stehen wir für jede Unterstützung bereit", heißt es darin.

Die 27 EU-Regierungschefs kündigten neben nationalen Hilfsmaßnahmen auch Unterstützung auf europäischer Ebene an. Sie hätten EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton gebeten, alle angemessene Hilfe zu mobilisieren, erklärten sie.

Die Katastrophe sei eine furchtbare Erinnerung daran, wie zerstörerisch die Natur sein kann, sagte der britische Premierminister David Cameron in Brüssel. "Wir sollten daran denken, dem japanischen Volk unsere Anteilnahme und unser Beileid zukommen zu lassen."

Auch Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy sagte Japan Hilfe zu.

Bundeskanzlerin Angela Merkel schrieb Japans Ministerpräsident Naoto Kan nach Angaben des stellvertretenden Regierungssprechers Christoph Steegmans, sie habe mit Bestürzung die Nachricht von dem Erdbeben aufgenommen. Die Kanzlerin sprach den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus und wünschte den Verletzten schnelle Genesung. "Seien Sie versichert, dass Deutschland in diesen tragischen Stunden an der Seite von Japan steht und zu Hilfen bereit ist", schrieb die Kanzlerin. Noch liegt allerdings nach Regierungsangaben keine Bitte um Hilfe aus Japan vor.

Bestürzung und Mitgefühl

Es gebe bislang keine Hinweise auf deutsche Opfer, sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) in Berlin. Die Kommunikationsmöglichkeiten in dem Land seien derzeit allerdings nur sehr eingeschränkt. Nach Schätzungen des Auswärtigen Amtes leben etwa 100 Deutsche im Nordosten Japans, wo ein zehn Meter hoher Tsunami die Küste überrollt hat. Die Botschaft in Tokio bemühe sich unter Hochdruck, den Kontakt zu ihnen herzustellen. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes habe außerdem eine Hotline für Angehörige eingerichtet.

Zugleich erneuerte Westerwelle sein Hilfsangebot an Japan vom Morgen. Möglich sei etwa die Unterstützung bei der Bergung von Opfern und deren medizinischer Versorgung oder technische Hilfe. Japan müsse nur sagen, ob und welche Hilfe gewünscht werde. "Das versteht sich von selbst unter Freunden", betonte Westerwelle.

Bundespräsident Christian Wulff sandte ein Beleidsschreiben an Kaiser Akihito. Er habe "mit außerordentlicher Bestürzung" von dem Erdbeben und dem Tsunami erfahren, schrieb Wulff. Auch im Namen der Deutschen äußerte er seine "tief empfundene Anteilnahme". Der Bundespräsident betonte: "Bitte übermitteln Sie unser Beileid den Angehörigen der Opfer, denen in diesen Tagen unser Mitgefühl gilt. Deutschland steht in dieser schwierigen Zeit an Ihrer Seite."

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) drückte allen Japanern und besonders den Einwohnern der Partnerstadt Tokio Solidarität und Mitgefühl aus. "Die Auswirkungen dieser Mega-Katastrophe zeigen sich offenbar auch in unserer Partnerstadt Tokio. Das tatsächliche Bild des Geschehens ist zur Stunde naturgemäß noch nicht klar, aber es ist bereits deutlich, das es zahlreiche Opfer, Verletzte und Tote und große Sachschäden gibt", sagte Wowereit . In diesen Stunden gelte den Menschen in ganz Japan das Mitgefühl der Berliner.

Kremlchef Dimitrij Medwedjew versprach den Opfern der Naturkatastrophe ebenfalls Unterstützung: "Wir sind selbstverständlich bereit, unseren Nachbarn bei der Überwindung der Folgen dieses schweren Erdbebens zu helfen", sagte Medwedjew nach Angaben der Agentur Interfax. Er forderte Zivilschutzminister Sergej Schoigu auf, Hilfsmaßnahmen vorzubereiten. Zugleich wies er darauf hin, dass die Sicherheit der Einwohner auf der zwischen Russland und Japan umstrittenen Inselgruppe der Südkurilen sowie auf der Insel Sachalin im Pazifik gewährleistet werden müsse.

Die Vereinten Nationen bereiten sich derweil nach eigenen Angaben auf die Entsendung von 30 Einsatzteams vor. "Unsere Experten stehen in engem Kontakt mit den zuständigen Behörden in Japan", sagte die Sprecherin des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Einsätze (OCHA), Elisabeth Byrs, der Nachrichtenagentur in Genf. Die Lage sei ernst.

Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan sagte, das Erdbeben habe "schwere Schäden" im Nordosten des Landes verursacht. Einige Atomkraftwerke in der Region hätten automatisch ihren Betrieb eingestellt, Radioaktivität sei aber nicht ausgetreten.

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