Süddeutsche Zeitung

Reaktion auf den Fall Jalloh:"Ich hätte die Richter umarmen können"

Der Prozess um den Feuertod von Oury Jalloh in einer Polizeiwache in Dessau wird neu aufgerollt. Angehörige, Menschenrechtler und Linke jubeln. Der Fall in Bildern.

Der Prozess um den Feuertod von Oury Jalloh in einer Polizeiwache in Dessau wird neu aufgerollt. Nebenkläger, Menschenrechtler und Linke begrüßten das Urteil mit Jubel. Der Fall in Bildern. "Ich hätte die Richter umarmen können", sagte Yonas Endrias, Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschenrechte nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH). Auch Mouctar Bah (Foto), Mitbegründer der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, zeigte sich sichtlich erleichtert über die Entscheidung des BGH.Foto: ddp

Die Migrationsexpertin der Linken, Sevim Dagdelen, erklärte auf ihrer Homepage, die Verhandlung in Dessau sei "von Anfang an eine Farce" gewesen. Nun gebe es erneut die Chance, die Umstände des Todes von Oury Jalloh, der 2005 in einer Polizeizelle in Dessau verbrannte, "lückenlos aufzuklären".Für Jallohs Familie...Foto: www.sevimdagdelen.de

... besteht die Hoffnung, endlich zu erfahren, was sich an dem verhängnisvollen Dezemberabend in der Dessauer Gefängniszelle abgespielt hat. Jallohs Mutter (links) und sein Bruder waren im Prozess 2007/2008 im Landgericht Dessau immer anwesend."In Dessau gab es eine Mauer des Schweigens. Mit dem Verweis an das Landgericht Magdeburg besteht nun die Chance, den Fall aufzuklären", ließ Regina Götz, eine Rechtsvertreterin von Jallohs Angehörigen, ausrichten.Foto: dpa

Der vom Landgericht beschriebene Sachverhalt um Jallohs Todesumstände sei "nur schwer nachvollziehbar", sagte die Vorsitzende Richterin Ingeborg Tepperwien. Der BGH gab damit der Revision von Staatsanwaltschaft und Nebenklage statt. Nach Auffassung des BGH weist das Urteil des Landgerichts Dessau gegen den 49-jährigen Dienstgruppenleiter wesentliche Lücken in der Beweiskette auf.Foto: ddp

Oury Jalloh, Asylbewerber aus Sierra Leone, war im Dezember 2005 festgenommen worden, weil sich Mitarbeiterinnen der Stadtreinigung von dem jungen Afrikaner belästigt gefühlt hatten. Nach dem Urteil des Dessauer Landgerichts vom Dezember 2008 soll Jalloh dann die Liege seiner Verwahrzelle selbst in Brand gesteckt haben. Dies soll dem jungen Mann gelungen sein, obwohl er an die Pritsche gefesselt war. Ein Brandsachverständiger stellte den Ablauf der Ereignisse während des ersten Prozesses nach (Bild).Der wachhabende Beamte...Foto: ddp

... hatte den Alarm des Rauchmelders anfangs ignoriert: Nach eigenen Angaben ging Andreas S. (hier während des Prozess 2007/2008) davon aus, dass es sich - mal wieder - um falschen Alarm handelte. Der 23-jährige Jalloh verbrannte in seiner Zelle. Dienstgruppenleiter S. und einem weiteren Beamten wurde daraufhin wegen Körperverletzung mit Todesfolge beziehungsweise fahrlässiger Tötung der Prozess gemacht. Die Verhandlung endete in beiden Fällen mit einem Freispruch.Foto: dpa

Freunde und Menschenrechtler hatten nach dem Freispruch des Polizisten die Initiative "Brich das Schweigen - in Gedenken an Oury Jalloh" gegründet.Foto: dpa

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) forderte die betroffenen Beamten nun auf, "dass sie zur Wahrheitsfindung beitragen und helfen, Schaden vom Land Sachsen-Anhalt abzuwenden".Foto: dpa

Der Tod Jallohs hatte in Deutschland und auch international Proteste ausgelöst. Doch da das Verfahren neu aufgerollt wird...Foto: dpa

... gebe es "Hoffnung auf späte Aufklärung und Gerechtigkeit", sagte die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl. Sie nannte den Dessauer Prozess einen "Polizei- und Justizskandal großen Ausmaßes".Foto: ddpText: dpa/AFP/ehr/jobr/gba/cmat

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