Süddeutsche Zeitung

Großrazzia in Nordrhein-Westfalen:Mit 1300 Polizisten gegen kriminelle Clans

  • Die Polizei rückt am späten Samstagabend zu einer großen Razzia im mehreren Städten im Ruhrgebiet aus.
  • Zahlreiche Shisha-Bars, Spielhallen und Wettbüros werden durchsucht. Mit der Aktion wollen die Ermittler die Clankriminalität bekämpfen.

Ein beliebter Zeitpunkt für Polizeirazzien ist der frühe Morgen, dann, wenn die Verdächtigen noch schlafen, vom Einsatz überrascht werden und, so hoffen es die Fahnder, nicht so schnell Widerstand leisten können. Doch in diesem Fall rückt die Polizei am Samstagabend an - genau zu der Zeit, in der besonders viele Kunden kommen und es die Betreiber der durchsuchten Lokalitäten empfindlich trifft.

In mehreren Städten des Ruhrgebietes haben die Beamten Shisha-Bars, Cafés, Spielhallen und Wettbüros durchsucht. Eine Großrazzia mit etwa 1300 Einsatzkräften. Unter anderem in Dortmund, Essen, Duisburg, Recklinghausen und Gelsenkirchen gab es Polizeiaktionen.

Im Fokus stehen kriminelle Clans. Sie nutzen Lokalitäten häufig zur Geldwäsche. Es gehe auch um den Verdacht der Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums von Nordrhein-Westfalen. Auch der Zoll sowie das Ordnungs- und das Finanzamt seien hinzugezogen worden. Kontrolliert würden auch die Einhaltung des Nichtraucherschutzes und von Steuergesetzen. In Essen ist eine Person vor einer Shisha-Bar festgenommen worden. In Dortmund, so berichtet die Bild-Zeitung, sei wegen einer zu hohen Kohlenmonoxidkonzentration ebenfalls eine Shisha-Bar sicherheitshalber geräumt worden.

Eine Bilanz der Razzia will die Polizei am Sonntag veröffentlichen. "Die heutige Razzia liegt voll auf unserer Nulltolleranz-Linie. Die kriminellen Clanmitglieder sollen merken, wir lassen sie nicht in Ruhe - zu keiner Zeit und an keinem Ort", sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) am Abend. Seinen Worten nach ist die Aktion am Samstagabend eine der größten Razzien, die es je gegen kriminelle Clans gab.

Clans im Fokus der Ermittler

Kriminelle Clans und Mafia-Organisationen standen in den vergangenen Monaten häufig im Fokus von Polizeiaktionen. Anfang Dezember hatten Ermittler bei groß angelegten Razzien gegen die italienische 'Ndrangheta in Deutschland und anderen Staaten fast 90 Verdächtige festgenommen. Bei den Vorwürfen geht es um Drogenhandel, vor allem mit Kokain, und Geldwäsche. In Deutschland werde im Rahmen der Operation gegen 47 Beschuldigte ermittelt. Vor allem in Nordrhein-Westfalen wurden nach Behördenangaben damals Vermögenswerte von mehreren Millionen Euro vorläufig beschlagnahmt. An den Durchsuchungen in Deutschland waren mehr als 400 Beamte beteiligt, es gab 14 Festnahmen.

Im vergangenen Juli und August war die Berliner Polizei mit einem Großaufgebot gegen kriminelle Mitglieder arabischer Großfamilien vorgegangen. Beamte durchsuchten Wohnungen und andere Objekte. Bei der Razzia ging es um den Verdacht des Drogenhandels im großen Stil.

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