Razzia im Rockermilieu:1000 Polizisten durchsuchen Räume der Hells Angels

Massiver Schlag gegen die Hells Angels: Etwa 1000 Polizisten durchsuchen Bordelle, Gaststätten und Wohnungen in Norddeutschland - darunter auch das Haus des Rocker-Bosses in Hannover. Sie fahnden nach Beweisen für Menschen- und Waffenhandel, Korruption und Körperverletzung.

Mit einer groß angelegten Durchsuchungsaktion im Rockermilieu fahndet die Polizei nach Beweismitteln gegen Mitglieder des Rockerclubs Hells Angels. Etwa 1000 Beamte durchsuchten in Norddeutschland etwa 80 Gebäude und Wohnungen. Sie durchforsteten vor allem Bordelle, Gaststätten und Wohnungen in Hamburg und Niedersachsen.

Grosseinsatz von Staatsanwaltschaft und Polizei im Kieler Rockermilieu

Großeinsatz in Norddeutschlands Rockermilieu: Etwa 1000 Beamte haben Wohnungen, Bordelle und Gaststätten im Hells-Angels-Milieu durchsucht.

(Foto: dapd)

Spezialeinsatzkräfte nahmen sich auch das Privathaus von Hannovers Hells-Angels-Chef Frank Hanebuth vor. Der Rockerchef war nach Angaben der Polizei während der Aktion in seinem Haus. Ermittler trugen am Vormittag bereits Koffer und Rucksäcke von dem Grundstück.

Mit Sturmhauben maskierte Beamte standen während der Durchsuchung mit Maschinenpistolen vor dem aufgebrochenen Eingangstor. Nachbarn berichteten, dass schon gegen fünf Uhr ein Hubschrauber tief über dem Grundstück kreiste. "Es hat etwas Unheimliches", sagte eine Anwohnerin.

Der Hannoveraner Hells-Angels-Chef äußerte sich nach der Razzia über seinen Anwalt. "Er weist die Vorwürfe als völlig abwegig zurück", sagte Götz von Fromberg. Staatsanwälte aus Kiel ermitteln wegen Körperverletzung, Menschen- und Waffenhandel, sowie Korruption. Die Aktion richtete sich besonders gegen Mitglieder des seit Januar verbotenen Kieler Arms der Hells Angels.

Hanebuth wird vorgeworfen, von den Delikten gewusst oder sogar dazu angestiftet zu haben. Sein Mandant habe damit nichts zu tun, er kenne die Leute gar nicht, betonte dagegen von Fromberg. Hannovers Hells-Angels-Chef gilt in Ermittlerkreisen als eines der einflussreichsten Mitglieder der Rockerbande bundesweit. Im November hatte Hanebuth angekündigt, sich aus Hannovers Rotlichtviertel am Steintor zurückzuziehen.

Im Rahmen der Razzia soll die Polizei auch eine Lagerhalle in Altenholz bei Kiel durchsucht haben - im Zusammenhang mit einem verschwundenen Türken. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Ermittlerkreise. Der zweifache Vater aus Kiel-Gaarden wird seit dem 30. April 2010 vermisst. Der frühere Türsteher verschwand am hellichten Tag spurlos. Die Polizei geht von einem Verbrechen aus.

Die Hells Angels mit ihrem Emblem des geflügelten Totenkopfes gelten als mitgliederstärkster Rockerclub der Welt. In Deutschland geraten sie immer wieder wegen Verbrechen, brutaler Konkurrenzkämpfen gegen andere Rockerbanden oder wegen Verboten ihrer Chapter in die Schlagzeilen.

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