Raufereien bei Discountern:Kampf ums Küchengerät

In mehreren Aldi-Filialen haben sich tumultartige Szenen abgespielt. Der Grund war ein sehr gefragtes Sonderangebot.

Es sind tumultartige Szenen, die sich dieser Tage in Deutschland abspielen. Rücksichtslosigkeit und rohe Gewalt tritt da zutage, zwischen Bananenkisten und Paletten mit Kekspackungen.

In mehreren Aldi-Märkten hat es am Donnerstag schwere Raufereien gegeben. Gleich drei Fälle sind aktenkundig geworden. Der Grund war aber immer der gleiche: Ein begehrtes Küchengerät.

Tatort 1: Weiden in der Oberpfalz, Tatzeit: kurz nach 8 Uhr am Morgen. Eine Angestellte des Discounters wählt den Polizei-Notruf 110, weil sich im Verkaufsraum chaotische Szenen abspielen, wie der Merkur berichtet. Besonders heftig geraten ein Mann und eine Frau aneinander. Sie packt einen großen Karton, er reißt sie grob zurück, um selbst eine bessere Ausgangsposition zu haben. Die Frau stößt mit dem Ellenbogen an ein Regal , trägt einen blauen Fleck davon.

Tatort 2: Gernsbach/Baden-Württemberg, Tatzeit: ebenfalls kurz nach 8 Uhr, Tatbeteiligte hier: zwei Frauen. Die eine hält die Ware bereits in der Hand, als sie von ihrer Konkurrentin "regelrecht niedergerungen" wird, wie es später im Polizeibericht heißt. Die Siegerin des Duells eilt zur Kasse, bezahlt ihr Beutestück und flüchtet. Allerdings gelingt es einer Zeugin, das Autokennzeichen zu notieren. Ermittelt wird jetzt wegen Körperverletzung.

Tatort 3: Oberhausen im Ruhrgebiet, Aldi-Filiale Dorstener Straße, dieselbe Tatzeit, wieder zwei raufende Frauen und nur ein Karton. Bilanz: Eine blutende Nase und eine Verletzung am Ohr.

Auf Facebook sind Dutzende, möglicherweise hunderte weiterer Fälle dokumentiert. Doch wie kommt es, dass die Aldi-Kunden derart die Beherrschung verlieren?

199 Euro für Thermomix-Kopie

Grund ist ein Küchengerät, dass der Discounter zum Preis von 199 Euro anbietet, oder genauer: angeboten hat, denn die wenigen pro Filiale verfügbaren Exemplare waren innerhalb von Minuten vergriffen. Es handelt sich um eine Kopie des beliebten Thermomixes von Vorwerk, einer Multifunktionsmaschine für den Haushalt, die mixen, rühren, dünsten, kneten, kochen und auch sonst so ziemlich alles kann, was normalerweise ein Mensch in der Küche übernimmt.

Allerdings kostet das Originalgerät mehr als 1000 Euro - und ist zudem nicht online bestellbar oder im Handel erhältlich, sondern nur bei Vertretern, die für Vorführungen mit dem Gerät zu den Kunden ins Haus kommen. Oft ist das dann eine Art Thermomix-Party mit fünf bis sechs potentiellen Käufern. Erinnert vielleicht ein wenig an den berühmten Loriot-Sketch mit dem Heinzelmann-Staubsauger, ist aber offenbar eine sehr erfolgreiche Vertriebsstrategie - Stichwort: Tupper-Party.

Aldi Süd - und andere Discounter, die derzeit ähnliche Küchenmaschinen im Programm haben - wollen an diesem Erfolg teilhaben. Doch offenbar hat der Discounter die Nachfrage unterschätzt. Auf der Facebook-Seite von Aldi beschwerten sich etliche Kunden darüber, dass die Thermomix-Kopie sehr schnell ausverkauft war. Inzwischen hat der Konzern reagiert: Man bemühe sich "weitere Küchenmaschinen mit Kochfunktion" zur Verfügung zu stellen. Kunden, die bei der jetzigen Aktion leer ausgegangen seien, könnten sich via E-Mail vormerken lassen.

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