Rassismus:Tod eines Kranken nach Polizeieinsatz

Lesezeit: 2 Min.

Mutombo Mansamba, Bruder des Opfers Kupa Ilunga Medard Mutombo, bei einer PK von ReachOut. (Foto: Carsten Koall/dpa)

Der Bruder des Mannes, der nach einem Einsatz der Polizei starb, war trotz seiner Trauer ausgesprochen ruhig und sachlich und machte keine pauschalen Vorwürfe. Aber er betonte, er wolle wissen, was passiert sei und wer die Schuld trage.

Direkt aus dem dpa-Newskanal: Dieser Text wurde automatisch von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übernommen und von der SZ-Redaktion nicht bearbeitet.

Berlin (dpa/bb) - Nach dem Tod eines schwarzen, psychisch kranken Mannes nach einem Polizeieinsatz in Berlin hat der Bruder des Toten Aufklärung und die Bestrafung von Schuldigen gefordert. Er habe grundsätzlich Vertrauen in die Berliner Polizei und wolle sie auch nicht als rassistisch darstellen, aber wenn etwas falsch laufe, müssten die Verantwortlichen bestraft werden, sagte Mutombo Mansamba am Montag bei einer Pressekonferenz der Opferberatungsstelle Reachout. Die Polizei habe ihn mehrfach empfangen und mit ihm gesprochen, er warte nun auf Ergebnisse der Untersuchung des Ereignisses Mitte September.

Die Polizei ermittelt gegen die beteiligten Beamten. Die Leiche des Mannes sollte obduziert werden. Ein Ergebnis lag noch nicht vor. Geklärt werden müsse, so die Polizei am Freitag: „Ist er an den Folgen des Polizeieinsatzes gestorben oder nicht?“

Der 64-jährige Bruder von Mansamba, der an Schizophrenie litt, sollte am 14. September von Polizisten aus einem Heim in Spandau in ein psychiatrisches Krankenhaus verlegt werden. Ein Gericht hatte das angeordnet. Bei dem Polizeieinsatz brach er zusammen, musste wiederbelebt werden, kam in eine Intensivstation, fiel ins Koma und starb am 6. Oktober in der Charité.

Nach Darstellung der Polizei soll der Mann sich heftig gewehrt haben und sogar noch mit Handschellen „massiv Widerstand“ geleistet haben. Schließlich sei er kollabiert.

Mansamba betonte sehr ruhig und sachlich, sein Bruder sei nie aggressiv, sondern immer friedlich und eher „kindisch“ gewesen. „Er war eine kranke Person, aber sehr nett.“ So hätten ihn auch andere Menschen in dem Heim erlebt. Allerdings habe er möglicherweise in ein Krankenhaus gebracht werden müssen, weil er seine Medikamente nicht genommen habe. Über einen Gerichtsbeschluss sei ihm nichts bekannt. Er selbst sei erst am 21. September benachrichtigt worden.

Weiter sagte Masamba, der gesetzliche Betreuer seines kranken Bruders habe berichtet, drei Polizisten hätten seinen Bruder überwältigt und auf dem Boden fixiert. Er habe geblutet, ein Polizist habe ihm das Knie auf den Hals gedrückt. Der Betreuer habe das Vorgehen verglichen mit dem Ereignis, bei dem der schwarze US-Amerikaner George Floyd 2020 von einem Polizisten erstickt wurde. Weltweit wurden Proteste ausgelöst.

Die Berliner Opferberatungsstelle Reachout warf der Polizei erneut Rassismus und „massive brutale Gewalt“ vor und sprach von „Tötung“ des Mannes. Für den Vorwurf von Rassismus in diesem Fall wurden aber keine Hinweise vorgelegt, sondern Sprecher Biplab Basu sagte, wenn die Polizei auf diese Art mit schwarzen Menschen umgehe, sei das immer rassistisch. Widerstand gegen Polizisten, die jemanden so behandeln würde, sei legitim.

Masamba, der aus dem Kongo stammt, sagte hingegen: „Die Polizei als Ganzes soll nicht rassistisch dargestellt werden.“ Zu der Frage, ob das Vorgehen gegen seinen Bruder rassistisch war, sagte er: „So will ich das nicht kolorieren.“ Man müsse den Bericht abwarten. Seine Anwältin sagte, es wäre besser, wenn eine unabhängige Institution das Ereignis untersuchen würde.

© dpa-infocom, dpa:221010-99-75510/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: