Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Musikalisches Wunder

Vor 45 Jahren wurde dem kanadischen Rockmusiker Randy Bachman die erste Gitarre gestohlen. Jetzt hat ein Fan sie wiederentdeckt - bei einer japanischen Weihnachtsaufführung.

Von Anna Fischhaber

Es gibt die Geschichte von B. B. King, der sein Leben riskierte, um seine "Lucille" aus den Flammen zu retten. Willie Nelson schickte seine Tochter mit seiner "Trigger" nach Hawaii, um diese vor den Finanzbehörden zu verstecken. Randy Bachman verglich den Verlust seiner orangen "Gretsch 6120" einmal mit dem Tod eines Haustiers. Stundenlang habe er als 18-Jähriger mit Neil Young vor dem Schaufenster gegiert, habe Zeitungen zugestellt, Babys gesittet, Rasen gemäht und Autos geputzt, bis er die 400 Dollar für seine erste Gitarre gespart hatte, erzählte er einmal CNN. Später spielte der Kanadier darauf Hits wie "American Woman", bis sie ihm 1976 in einem Hotel in Toronto gestohlen wurde.

Die Polizei erklärte ihm, er werde das Instrument wohl nie wieder sehen. "Ein Teil von mir war verloren", sagte Bachman. 45 Jahre lang erzählte er diese Geschichte, immer wieder, bis ein Fan beschloss, ihm zu helfen. Er verglich die charakteristische Holzmaserung, die er in einem alten Video identifiziert hatte, mit Gretsch-Angeboten im Internet. Wohl 300 Bilder habe er durchgesehen, bis er auf einen Gitarrenladen in Tokio stieß, der sie verkauft hatte, und schließlich auf ein Video des Musikers Takeshi, der Weihnachtslieder darauf spielte.

Er sei in Tränen ausgebrochen, als er die Gretsch nach Jahrzehnten auf dem Bildschirm sah, sagt Bachman, heute 78. Takeshi und er haben ein Tauschgeschäft vereinbart, zwar können sie sich kaum verständigen, dennoch machen sie nun zusammen via Zoom Musik. Bachman plant einen Besuch in Japan und eine Dokumentation, und er hat ein Lied über seine Gretsch geschrieben. Bald kann er es auf seiner verlorenen und wiedergefundenen ersten Gitarre spielen.

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