Rätselhafte Brandserie:Sylt brennt

Seit mehreren Tagen hält eine Feuerserie Bewohner und Urlauber auf der beliebten Nordseeinsel Sylt in Atem. Fünf Brandorte, elf Brandherde, Hunderte Betroffene: Die Bürgermeisterin vermutet Brandstiftung.

Brandserie auf der Trauminsel: Auf Sylt jagte in der Nacht von Sonntag auf Montag ein Feueralarm den nächsten. Etwa 250 Menschen mussten ein Hotel in Wenningstedt verlassen. Auch die Volkshochschule Klappholttal bei List wurde geräumt - hier waren ebenfalls etwa 200 Personen betroffen. Sie kamen vorübergehend in einer Halle des Sylter Flughafens unter.

Brände auf Sylt, dpa

Brandserie auf Sylt: Seit mehreren Tagen halten Feuer Einwohner und Urlauber auf Trab.

(Foto: dpa)

Die Sylter Bürgermeisterin Petra Reiber sprach von fünf Brandorten mit elf Brandherden auf der Nordseeinsel. Die Sachschäden belaufen sich vermutlich auf mehrere Millionen Euro. Die Kriminalpolizei ermittelt. Reiber sagte, sie persönlich vermute Brandstiftung. Nach einem Bericht des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags (SHZ) hat die Leitstelle Nordfriesland in Harrislee mittlerweile den Ausnahmezustand für die Insel ausgerufen.

Die Feuer wurden zwischen 1.30 Uhr und 4.30 Uhr gemeldet: Alle Sylter Feuerwehren waren bis zum Morgen im Dauereinsatz. Bei einem Unfall mit einem Feuerwehrauto gab es laut Polizei drei Leichtverletzte.

Sylt brennt: Am schlimmsten betroffen war die Volkshochschule Klappholttal in den Dünen zwischen Kampen und List. "Wir haben zwei Gebäude verloren", berichtete ein Feuerwehrmann. So brannte das Wirtschaftsgebäude samt Speiseräumen ab. Zerstört wurde auch eine Baracke mit Unterkunftsräumen für Personal und Gäste. In einem weiteren Haus konnte ein Polizist ein Feuer löschen.

Nach Angaben der Feuerwehr hatten dort Unbekannte vermutlich Prospekte und eine Tischdecke angezündet. Auf dem 7,5 Hektar großen Gelände der Volkshochschule stehen insgesamt etwa 150 kleine Häuser mit 250 Betten. Der Sachschaden hier wird auf einen sechsstelligen Betrag geschätzt.

Brandursache: unbekannt

Bis zu 150 Feuerwehrleute aus fast allen Inselorten waren im Einsatz. Erschwert wurde ihre Arbeit dadurch, dass wegen des Feuers der Zugang zu einem Hydranten versperrt war. Erst in 1,5 Kilometern Entfernung war ein Anschluss an die Wasserversorgung möglich.

In der Wenningstedter Vier-Sterne-Unterkunft Lindner mussten nach Hotelangaben etwa 250 Gäste das fast direkt am Strand gelegene Haus verlassen, nachdem Feuer im Keller eines Nebengebäudes ausgebrochen war. "Dort hat Wäsche gebrannt", sagte ein Brandhelfer. "Warum, wissen wir nicht."

Die ursprüngliche Vermutung, ein Blitz habe das Feuer verursacht, bestätigte sich nicht. Der Brand wurde schnell gelöscht, der Ruß machte das Hotel laut Polizei jedoch zunächst unbewohnbar.

Erst in der Nacht zum vergangenen Donnerstag hatte es in einem Appartementhaus in Westerland einen Kellerbrand gegeben. Daraufhin mussten etwa 60 Menschen in der Flughafenhalle übernachten. "Die Ermittlungen dauern an", sagte Polizeisprecherin Kristin Stielow. Auch Müllcontainer in Westerland und ein Holzschuppen in Wenningstedt in der Nähe des Hotels Lindner brannten. Ebenfalls betroffen war laut Bürgermeisterin Reiber ein Seniorenpflegeheim in Westerland, das die Bewohner aber nicht verlassen mussten.

Am vergangenen Freitag stand nach SHZ-Angaben zudem der Keller des Sylter Promi-Treffs Sansibar in Flammen. Drei Personen seien mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht worden. Auch hier laufen Ermittlungen zur Brandursache.

Die Stimmung der von den Bränden Betroffenen beschrieb Bürgermeisterin Reiber als ruhig: "Die Menschen fühlen sich sehr gut versorgt und betreut, alles läuft Hand in Hand." Helfer brachten Essen und Getränke in die Katastrophenschutzhalle auf dem Flughafen, das Rote Kreuz hatte Betten aufgestellt. So konnten 400 Menschen betreut werden.

Es bleibt die Angst vor einem Feuerteufel.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: