Süddeutsche Zeitung

Gedenkfeier für Prinz Philip:Der Sohn an ihrer Seite

Knapp ein Jahr nach dem Tod von Prinz Philip versammelt sich der europäische Hochadel zum Gedenkgottesdienst. Die Queen wählt als Begleiter ausgerechnet Andrew.

Von Alexander Menden

Als die Queen am Dienstagmorgen um kurz nach 11.30 Uhr britischer Zeit Westminster Abbey am Arm ihres Sohnes Prinz Andrew durch die berühmte "Poets' Corner" betrat, erscholl das Kirchenlied "He who would valiant be". Bis sie ihren Platz in der ersten Reihe des Mittelschiffs erreicht und ihre Lesebrille aufgesetzt hatte, waren die übrigen Anwesenden bereits bei der letzte Strophe angelangt. Elizabeth II. ging selbst, stützte sich aber nicht nur auf ihren Sohn, sondern auch auf einen Gehstock.

Erst am Tag, an dem der Gedenkgottesdienst für ihren im vergangenen Jahr verstorbenen Gatten Prinz Philip stattfinden sollte, war offiziell die Teilnahme der Monarchin bestätigt worden. Die 95-Jährige hatte sich erst jüngst von einer Corona-Infektion erholt und mit Gehbeschwerden zu kämpfen gehabt. Zu Beginn dieses Monats hatte sie noch ihre Teilnahme am Gottesdienst zum Commonwealth Day abgesagt.

Doch anscheinend wollte sie sich die Teilnahme an dieser Feier nicht nehmen lassen. Unter den etwa 1800 Gästen waren neben der königlichen Familie und Premierminister Boris Johnson samt seinem Kabinett auch zahlreiche europäische Monarchen, darunter die Königspaare aus Spanien, Belgien, den Niederlanden und Schweden.

Bei der Beerdigung von Prinz Philip im April vergangenen Jahres hatte die Queen wegen der strengen Hygieneregeln noch allein in der St. George's Chapel in Windsor Castle sitzen müssen. Die Feier am 17. April 2021 war auf 30 Trauergäste beschränkt gewesen. Diesmal verfolgte die in ein waldgrünes Kostüm gekleidete Queen den gut dreiviertelstündigen Gottesdienst neben ihrem Sohn, Thronfolger Prinz Charles. Dieser hatte zuvor die offiziellen Pflichten der Begrüßung weltlicher und geistlicher Würdenträger übernommen.

Besonderes Augenmerk lag auf seinem Bruder Prinz Andrew. Der Herzog von York trat erstmals wieder bei einem offiziellen Anlass gemeinsam mit seiner Familie in Erscheinung, nachdem Mitte Februar ein gegen ihn in den Vereinigten Staaten anhängiges Verfahren außergerichtlich beigelegt worden war. Die Amerikanerin Virginia Giuffre hatte Andrew beschuldigt, sie im März 2001, als sie 17 Jahre alt war, sexuell missbraucht zu haben. Andrew hatte sich mit Giuffre auf eine Zahlung in nicht genannter Höhe geeinigt.

Dass er nun nicht nur am Gedenkgottesdienst teilnehmen, sondern seine Mutter auch vom Buckingham Palace zur Westminster Abbey begleiten durfte und hinterher wieder hinaus, darf als Solidaritätsbekundung der Queen gedeutet werden. Andrew saß ebenfalls in der ersten Reihe, allerdings jenseits des Mittelgangs.

Niemand in der Geschichte von Westminster Abbey habe dort wohl mehr Veranstaltungen besucht als Elizabeth II., bemerkte der Kommentator der BBC. Und auch bei dieser versäumte sie es nach Abnahme der Nationalhymne nicht, noch einen kurzen Plausch mit einigen der Gäste zu führen, bis sie die Kirche verließ und nach Windsor fuhr.

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