Abschied von Elizabeth II.:Sleep, Dearie, Sleep

Abschied von Elizabeth II.: Prinzessin Charlotte und Prinz George, voraussichtlich der übernächste König, nehmen Abschied von ihrer Urgroßmutter.

Prinzessin Charlotte und Prinz George, voraussichtlich der übernächste König, nehmen Abschied von ihrer Urgroßmutter.

(Foto: Isabel Infantes/AFP)

Zum Begräbnis der Queen versammeln sich Staats- und Regierungschefs sowie die Königsfamilien aus aller Welt. Für den berührendsten Moment der Trauerfeier sorgt ein Dudelsackspieler.

Von Alexander Mühlauer, London

Joe Biden muss erst mal warten. Als der US-Präsident mit seiner Frau Jill um 10.08 Uhr in der Westminster Abbey ankommt, zieht gerade eine Prozession vorbei. Es sind die Träger von Tapferkeitsorden wie dem St.-Georgs-Kreuz, Soldaten, die im Irak und in Afghanistan gedient haben, im Namen Ihrer Majestät.

Die britischen Truppen hatten dort an der Seite der Amerikaner gekämpft, und so ist es kein Zufall, dass die Soldaten nun ausgerechnet am obersten Befehlshaber der US-Streitkräfte vorbeischreiten. Man kann davon ausgehen, dass Joe Biden ihnen in diesem Moment gerne den Vortritt lässt.

Abschied von Elizabeth II.: US-Präsident Joe Biden und seine Frau Jill auf dem Weg zum Trauergottesdienst.

US-Präsident Joe Biden und seine Frau Jill auf dem Weg zum Trauergottesdienst.

(Foto: Hannah McKay/AFP)

Als die Bidens an diesem historischen Tag zum Trauergottesdienst in die Abbey kommen, sind viele der gut 2000 Gäste schon da. Zum Beispiel Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, er ist einer von Hunderten Staats- und Regierungschefs, die am Montag nach London gekommen sind. Sie alle nehmen Abschied von einer Königin, die ihrem Land 70 Jahre lang als Staatsoberhaupt gedient hat.

Liz Truss liest das Evangelium

70 Jahre. Man muss sich an diesem Tag noch einmal vor Augen führen, was das bedeutet. Während ihrer Zeit als Queen hat Elizabeth II. insgesamt 15 britische Premierminister empfangen, der erste war Winston Churchill. Die letzte unter ihnen, Liz Truss, liest nun im Trauergottesdienst für die Queen aus dem Johannesevangelium.

Natürlich werden an so einem denkwürdigen Tag nicht nur die noch lebenden früheren Premierminister beäugt, von John Major bis Boris Johnson. Es sind auch die Könige von Spanien und Schweden, aus Belgien und den Niederlanden, die der Queen die letzte Ehre erweisen. Der Ranghöchste ist an diesem Tag der japanische Kaiser Naruhito.

Abschied von Elizabeth II.: Der ranghöchste Trauergast: Kaiser Naruhito aus Japan mit Kaiserin Masako, vor ihnen das jordanische Königspaar.

Der ranghöchste Trauergast: Kaiser Naruhito aus Japan mit Kaiserin Masako, vor ihnen das jordanische Königspaar.

(Foto: Gareth Fuller/dpa)

Das "Who is Who" in der Welt der Monarchie ist hier versammelt, last but not least, die Royal Family. Als zum Abschluss des Gottesdienstes "God Save the King" ertönt, wirkt König Charles III. durchaus berührt. Und wenn man es auf den Fernsehbildern der BBC richtig erkennen kann, sieht es für einen Moment so aus, als ob sich seine Augen mit Tränen füllen.

Kate und Meghan, ganz in Schwarz

"God Save the King" heißt es also jetzt. Während der König still und ergriffen in der Kirche sitzt, singt seine Familie um ihn herum die Nationalhymne mehr oder weniger laut mit. Da sind seine beiden Söhne Prinz William (in Uniform) und Prinz Harry (nicht in Uniform, da Working Royal a.D.). Und ihre beiden Frauen, Prinzessin Kate und Herzogin Meghan. Beide sind an diesem Tag ganz in Schwarz gekleidet.

Auch die Jüngsten, die Kinder von William und Kate, sind dem traurigen Anlass entsprechend angezogen. Prinz George, 9, trägt einen dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte. Seine Schwester Charlotte, 7, einen schwarzen Mantel und Hut. Beide absolvieren ihren Auftritt mit Bravour. Ihre Gesichter wirken ernst, aber durchaus feierlich. Ganz so wie es sein soll, an diesem Tag der Trauer.

Paul Burns, der persönliche Dudelsackspieler von Elizabeth II., beschließt die Trauerfeier mit dem Lied "Sleep, Dearie, Sleep". So hatte es sich die Königin ausdrücklich gewünscht. In diesem Moment warten draußen schon Hunderttausende darauf, die Queen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Es ist ein würdiger Abschied, der ihr bereitet wird.

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