Die Königin und ihre Tiere: Elizabeth II. feiert ihren 96. Geburtstag. Das Königshaus veröffentlicht zu diesem Anlass ein Foto der Queen im langen grünen Mantel, wie sie zwischen zwei ihrer schneeweißen Ponys steht. Ihren Ehrentag verbringe Elizabeth auf ihrem ostenglischen Landsitz Sandringham mit Familie und Freunden, heißt es.
Der Öffentlichkeit zeigt sie sich diesmal nicht, in London und Windsor wird dennoch gefeiert. Dort spielen die Militärkapellen in den Schlossanlagen "Happy Birthday" - zur Freude Hunderter Besucher. Im Hyde Park donnern zudem die Kanonen mit 41 Salutschüssen. Größere Feierlichkeiten stehen dann Anfang Juni an. Mit einem viertägigen Programm und einem extra Feiertag für die Briten soll dann nicht nur der Geburtstag, sondern vor allem das Thronjubiläum der Monarchin in diesem Jahr zelebriert werden.
Nur noch wenige Briten können sich an eine Zeit ohne ihre Königin erinnern: Seit 70 Jahren sitzt Elizabeth II. auf dem Thron. Sie hat Premierminister kommen und gehen sehen, die britische Monarchie durch tiefe Krisen geführt und ihre Gäste zuletzt über Videochat empfangen. Kein britischer Monarch vor ihr hat so lange regiert wie sie.
Der Tod ihres Vaters macht sie am 6. Februar 1952 zur Königin von Großbritannien und Nordirland. Zu dem Zeitpunkt befinden sich Elizabeth und Philip auf einer Reise in Kenia. Der Legende nach verbringen sie die Nacht in einem Baumhaus-Hotel, um dort wilde Tiere an einer nahen Wasserstelle zu beobachten. In den frühen Morgenstunden erfährt Elizabeth vom Tod ihres Vaters und wird zur Königin proklamiert. Das Paar kehrt sofort nach London zurück und zieht in den Buckingham Palace ein. Die Krönung erfolgt nach einem Trauerjahr am 2. Juni 1953.
Dass aus der Prinzessin mal eine Königin werden würde, daran hatte bei ihrer Geburt niemand gedacht. Am 21. April 1926 wird Elizabeth Alexandra Mary als Tochter des Herzogs und der Herzogin von York geboren. Das Bild zeigt sie im Alter von knapp neun Monaten beim Studium zweier Fotos ihrer Eltern. Elizabeth steht bei ihrer Geburt auf Rang drei der Thronfolge - hinter ihrem Onkel und ihrem Vater.
Vier Jahre später kommt ihre Schwester Margaret zur Welt. Die Mädchen, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 1936, wachsen behütet auf, werden zu Hause unterrichtet. Streng in der Erziehung ist vor allem die Großmutter, Queen Mary, sie achtet etwa darauf, dass die Mädchen nicht zappeln und mit geradem Rücken sitzen. Schon in jungen Jahren lernt Elizabeth, auf royale Weise zu winken und zu lächeln. Eine Ausbildung als mögliche zukünftige Königin erhält sie aber nicht. Ihr Onkel, der Thronfolger, ist noch jung, man geht davon aus, dass er Kinder haben wird und Elizabeth in der Thronfolge weiter nach hinten rückt.
Doch es kommt anders: 1936 stirbt Elizabeths Großvater, König George V., ihr Onkel Edward folgt ihm auf den Thron, dankt jedoch noch im selben Jahr ab, weil er die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson heiraten will, was ihm als König und Oberhaupt der anglikanischen Kirche verboten ist. Elizabeths Vater (im Bild links) wird König, die gerade zehnjährige Elizabeth (zwischen ihren Eltern) Thronfolgerin.
Während des Zweiten Weltkriegs wohnen Elizabeth und ihre Schwester überwiegend auf Schloss Windsor. Elizabeth lernt, ihre künftige Rolle mit Souveränität auszuführen. Mit 14 hält sie in der BBC ihre erste Radioansprache an das Volk, genauer gesagt an die vom Krieg gebeutelten Kinder Großbritanniens und des Commonwealth. Sie tritt dem Heimathilfsdienst ATS bei, wo sie ihren Führerschein macht und zur Automechanikerin ausgebildet wird. Das Foto zeigt die Prinzessin bei der Reparatur eines Trucks im Jahr 1945.
Im Alter von acht Jahren lernt Elizabeth Prinz Philip von Griechenland und Dänemark kennen, er ist damals 13. Fünf Jahre später begegnen sie sich erneut, als die Prinzessin mit ihrem Vater eine Marineschule in Dartmouth besucht. Es folgt eine jahrelange Brieffreundschaft. Als er später um ihre Hand anhält, so will es die Überlieferung, stimmt sie sofort zu. Erst danach bittet er ihren Vater um Einwilligung.
Bei der Hochzeit 1947 ist Elizabeth noch Prinzessin. Das Jawort gibt sich das Paar vor 2000 Gästen in der Westminster Abbey. Philip ist bekannt für seinen derben Humor, Elizabeth eher für feinsinnige Anspielungen.
Von Beginn ihrer Regentschaft an trifft die Königin sich jede Woche mit dem jeweiligen britischen Premier, um sich über die aktuelle Lage im Land auszutauschen. In den 70 Jahren hat sie bislang dreizehn Premierminister und zwei Premierministerinnen erlebt. Als junge Monarchin soll sie oft den väterlichen Rat von Winston Churchill (Foto) gesucht haben, mit ihm spricht sie über Politik und Pferderennen.
Neben den Pferden gelten Corgis als große Leidenschaft der Queen. Mit 18 bekommt sie ihren ersten eigenen Welsh Corgi geschenkt, ein Tier namens Susan, danach ist sie stets von den Hunden umgeben, wie hier auf einem Bild von 1969. Die Liebe zu ihren Hunden nimmt bisweilen kuriose Züge an. So pflegt sie im Namen der Tiere eine Brieffreundschaft zum Hund ihres Stallmeisters, Sir Blair Stewart-Wilson. Die Korrespondenz soll "zum Brüllen komisch" gewesen sein, berichtet etwa der britische Schauspieler Alexander Armstrong, der die Briefe bei Stewart-Wilson zu Gesicht bekam.
Neue Technik bringt die Royals ins Wohnzimmer: Elizabeth II. wendet sich Weihnachten 1957 zum ersten Mal mit einer Fernsehbotschaft an das Volk. Später nutzt sie für diesen Zweck auch ihren eigenen Youtube-Kanal: "The Royal Family Channel".
Das huldvolle Winken mit gebührendem Abstand wird abgelöst vom Posieren für Selfies: Anfangs wirkt die Queen noch überrascht, wie hier auf dem Foto von 2014, als ein 14-jähriger Junge in Belfast ungefragt ein Foto von sich und der Königin macht. Dann scheint sie sich anzupassen. So tauchen im Lauf der Jahre immer wieder Selfies von Touristen auf, auf denen die Queen lächelnd in die Kamera winkt.
Elizabeth II. und Philip bekommen vier Kinder: Sohn Charles, der Thronfolger, kommt im November 1948 zur Welt, Anne, die einzige Tochter, im August 1950. Zehn Jahre später wird Prinz Andrew geboren, der jüngste Sohn, Prinz Edward, folgt im März 1964. Auch wenn das Bild einen anderen Eindruck macht, soll die Beziehung der Königin zu ihren Kindern nicht übermäßig fürsorglich gewesen sein.
Die Familie wird größer, als Charles 1981 Lady Diana Spencer heiratet. Doch die Beziehung gestaltet sich von Anfang an schwierig, Charles hat eine Affäre mit seiner früheren Freundin Camilla Parker-Bowles, auch Diana hat außereheliche Beziehungen. 1992 geben der Thronfolger und Diana ihre Trennung bekannt. "Queen befiehlt Scheidung" titelt am 21. Dezember 1995 die britische Sun. Acht Monate später ist es so weit: Das einstige Traumpaar wird offiziell geschieden - für die Königin eine der ersten Krisen innerhalb ihrer Familie, von denen sie fürchtet, dass sie die Monarchie beschädigen könnten.
1997 kommt Diana, die beim Volk so beliebte "Prinzessin der Herzen", bei einem Autounfall ums Leben. Die Briten erleben nach dem tragischen Ereignis eine Königsfamilie, die nach außen hin unnahbar und kaltherzig wirkt. Das Schweigen des Palasts erweist sich als schwerer Fehler: Jeder vierte Brite befürwortet damals in Umfragen die Abschaffung der Monarchie. Die Queen reagiert: Fünf Tage nach dem Tod lassen sich Elizabeth II. und Philip bei den Trauernden vor dem Buckingham Palace blicken, später hält die Königin noch eine Fernsehansprache. Das britische Königshaus lässt seitdem mehr als zuvor die emotionale Bindung zum Volk zu.
Die überübernächste Generation: Im Oktober 2013 wird Urenkel George, Erstgeborener von Prinz William und seiner Frau Catherine, im St James's Palace getauft. Nach seinem Großvater Charles und Vater William reiht er sich in der Thronfolge auf dem dritten Platz ein. Die jungen Royals, vor allem William und Kate, schaffen es, die Begeisterung der Bevölkerung für die Monarchie wiederaufleben zu lassen.
Williams Bruder Harry galt einst als Lieblingsenkel der Queen. Gemeinsam mit seiner Frau Meghan kehrt er dem Königshaus im Jahr 2020 allerdings den Rücken und zieht in die USA. In einem Fernsehinterview im Sommer 2021 erheben beide Rassismusvorwürfe gegen Familienmitglieder - wobei sie die Queen davon strikt ausnehmen. Das Verhältnis gilt zuletzt dennoch als schwierig, kurz vor Ostern 2022 kommt das Paar dann zum Überraschungsbesuch nach England und verbringt auch Zeit mit der Königin. Eine Annäherung?
Als Prinz Philip am 9. April 2021 stirbt, erfährt Elizabeth ihren größten Verlust. Der Tod Philips markiert das Ende eines royalen Vorzeigepaars, das sich nie in der Öffentlichkeit geküsst hat und dennoch über all die Jahre im Namen der Krone zusammenhielt. In den Wochen und Monaten danach dringen immer wieder Meldungen aus dem Palast, die erahnen lassen, wie schwer es Elizabeth trifft, ohne den Mann auskommen zu müssen, den sie einmal als ihre "Stärke in all den Jahren" bezeichnet hat.
Trotzdem nimmt sie schon kurz nach Philips Tod wieder Termine wahr. Beim G-7-Treffen im Juni 2021 in Cornwall beliebt die Queen zu scherzen. Während sie mit den Staats- und Regierungschefs für ein etwas steif wirkendes Gruppenfoto mit coronabedingtem Abstand posiert, fragt sie trocken in die Runde: "Soll man jetzt so tun, als würde man sich vergnügen?" Während US-Präsident Joe Biden, Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sich ein Lächeln nicht verkneifen können, weiß Großbritanniens Premierminister Boris Johnson mit dem Humor seiner Königin umzugehen: "Ja, auf jeden Fall", lautet seine Antwort. "Wir haben uns vergnügt, obwohl es nicht so aussieht."
Knapp ein Jahr nach dem Tod von Prinz Philip versammelt sich der europäische Hochadel Ende März zum Gedenkgottesdienst, der wegen Corona zunächst ausgefallen war. Die Queen wählt als Begleiter ausgerechnet ihren Sohn Andrew. Der Herzog von York tritt erstmals wieder bei einem offiziellen Anlass gemeinsam mit seiner Familie in Erscheinung, nachdem ein gegen ihn in den Vereinigten Staaten anhängiges Verfahren außergerichtlich beigelegt worden ist. Die Amerikanerin Virginia Giuffre hat Andrew beschuldigt, sie im März 2001, als sie 17 Jahre alt war, sexuell missbraucht zu haben. Andrew hat sich mit Giuffre auf eine Zahlung in nicht genannter Höhe geeinigt. Der gemeinsame Auftritt wird als Solidaritätsbekundung der Queen gewertet.
Nachfolgen wird ihr allerdings ihr Erstgeborener, Prinz Charles (links). Das Verhältnis gilt als weniger eng. Den Titel soll später aber auch Charles Frau, Herzogin Camilla (Mitte), tragen, das hat die Queen gerade klargemacht. "Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass Camilla, wenn die Zeit dafür gekommen ist, als "Queen Consort" bekannt sein wird", schreibt die Monarchin in einem Statement im Februar.
Zuletzt gibt es Sorgen um den gesundheitlichen Zustand der Queen. Im Herbst 2021 muss Elizabeth mehrere Termine absagen, verbringt eine Nacht im Krankenhaus. Virtuelle Audienzen gibt sie weiterhin. Die Bilder werden vom Palast verbreitet. Die Botschaft: "Seht her, der Königin geht es gut." Im Winter zeigt sich die Königin dann auf einen Stock gestützt, aber stets mit einem Lächeln im Gesicht. Auch eine Coronainfektion scheint sie unbeschadet überstanden zu haben.
Prinz Harry berichtet nach seinem Überraschungsbesuch zumindest: Die Queen sei in Hochform. Nach so vielen Jahren glaube er aber, dass die Geburtstage für sie langsam langweilig würden. Auf das Platinjubiläum freue sie sich jedoch. Geht es nach dem Wunsch der Königin, soll 2022 ein Jahr werden, in dem die Monarchie mal wieder bejubelt wird.