Süddeutsche Zeitung

Pythonplage in den USA:Florida im Würgegriff

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Im Bundesstaat Florida könnte es bald Kopfgeld für jede erlegte Pythonschlange geben. Vor kurzem war eine der Riesenschlangen ins Bett einer Zweijährigen gekrochen und hatte sie erwürgt.

Astrid Bischof

Amerikas "Sunshine State" Florida ist bedroht von einer Schlangenplage. Nicht nur in den Everglades, dem sumpfigen Naturschutz-Reservat im Süden des Staates, breiten sich die Reptilien explosionsartig aus. Anfang Juli hatte die Schlangenplage einen traurigen Höhepunkt erreicht: Ein drei Meter langer Tigerpython war in das Kinderbett der zweijährigen Shaiunna Hare gekrochen, hatte das Mädchen gebissen und so lange gewürgt, bis es starb. Der tödliche Angriff der Riesenschlange nahe Orlando machte auf dramatische Weise deutlich: Die Reptilien werden zum Problem.

150.000 Schlangen leben nach Schätzungen von Biologen allein im Everglades-Nationalpark, darunter auch eine unbekannte Zahl von Exoten, die von ihren Besitzern ausgesetzt wurden. Selbst der US-Kongress ist alarmiert. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine dieser Schlangen einen Besucher in den Everglades angreift", warnte unlängst Bill Nelson, demokratischer Senator aus Florida, der einen Importstopp für Python-Schlangen verlangt. Der Politiker hatte zu einer Anhörung zum Thema ein optisches Argument ins Kapitol mitgebracht: Die Haut eines getöteten Birmanischen Pythons/Tigerpython - eben jener Schlangenart, der die wehrlose Shaiunna zum Opfer gefallen war.

Das kleine Mädchen ist nicht das einzige Opfer der Reptilien: 17 Menschen wurden nach Angaben der Tierschutzorganisation "Humane Society" in den vergangenen zehn Jahren in den USA von den Tieren verletzt, sieben davon tödlich. Nelson fürchtet noch größere Dimensionen: "Wenn sie sich weiter vermehren, werden sie bald überall im Süden der USA sein." Nach Einschätzung von US-Geologen taugt ein Drittel des Landes als Lebensraum für die verschiedenen Schlangenarten.

Senator Nelsons Idee, ein Importverbot für Schlangen zu verhängen, stößt auf heftigen Widerstand: Zoohändler, Züchter und Reptilienfans wollen nicht auf den Verkauf und die Haltung von Schlangen verzichten. Ein Importverbot könnte ohnehin nur die weitere Einfuhr verbieten - die gewaltige Zahl der bereits in den Everglades und in den Gebieten in der Nähe des Nationalparkts lebenden Tiere verringert es nicht. Eine Überlegung der Wildschutzbehörden von Florida ist es daher, ein Kopfgeld auf die Pythonschlangen auszusetzen, wie die Zeitung Miami Herald berichtet.

Schlangen sind nicht die einzigen importierten Tiere, die den verschiedenen Ökosystemen zu schaffen machen: Von der Chinesischen Wollhandkrabbe bis hin zu einem rätselhaften Fledermaus-Pilz - fast jeder US-Bundesstaat hat mit einem Krankheitsbefall oder mit exotischen Kreaturen zu kämpfen, die die ursprüngliche Fauna stören. Der Kampf gegen die ungeliebten Einwanderer kostet die US-Steuerzahler jährlich 100 Milliarden Dollar, wie Gregory Ruiz vom Smithsonian- Umweltinstitut in Washington vorrechnet.

Senator Carl Levin kennt das Problem aus eigener Anschauung in seinem Heimatstaat Michigan: Dort breitet sich die Wandermuschel (Zebramuschel)explosionsartig aus und verstopft Leitungen, so dass schon ganze Wasserwerke lahmgelegt worden sind. Der Eindringling aus den Großen Seen ist weit teurer und schwerer zu bekämpfen als die Schlangenplage in Florida. Dafür aber weniger gefährlich.

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