Punker sollen neben Kleingartenkolonie ziehen:"Wer will die haben? Als Nachbarn?"

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Zwölf Punker, 16 Hunde, zehn Wagen: Das sollen die neuen Nachbarn des Kleingärtnervereins Badenstedt in Hannover werden. Peter Stein, Vorsitzender der Laubenpieper, hält wenig von der geplanten Wohngemeinschaft - er befürchtet einen Konflikt zwischen fleißigen Hobbygärtnern und schnorrenden Anarchisten.

Viktoria Großmann

Die Stadt Hannover hat zwölf Punkern, die in Bauwagen leben, einen neuen Platz zugewiesen: neben einer Kleingartenkolonie. Zwar halten sich beide Gruppen gern unter freiem Himmel auf, doch organisieren sich die einen dazu im Verein. Die anderen wollen Anarchie. Peter Stein, 65, Vorsitzender des Kleingärtnervereins Badenstedt, glaubt deshalb nicht an eine gute Nachbarschaft.

"Wir sind nicht generell gegen diese Leute", sagt Peter Stein, Vorsitzender des Kleingärtnervereins Badenstedt, über seine zukünftigen Nachbarn: eine Gruppe Punks. (Symbolbild) (Foto: dpa/dpaweb)

SZ: Hallo, Herr Stein, können wir mal über Ihre neuen Nachbarn reden?

Peter Stein: Ach, eigentlich will ich nicht mehr darüber reden. Da ist schon so viel geschrieben worden, und das Fernsehen war auch schon da. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung hat einen ganz guten Artikel geschrieben, nur die Überschrift fand ich nicht so gut: Kleingärtner gegen Punker.

SZ: Aber das bringt es doch auf den Punkt: Die Stadt will eine Bauwagensiedlung von Punkern neben Ihre Kolonie verlegen, und Sie sind dagegen.

Stein: Ja, aber wir sind nicht generell gegen diese Leute.

SZ: Wie viele sollen es denn sein?

Stein: Zwölf Bewohner, zehn Wagen und 16 Hunde.

SZ : Was ist aus Ihrer Sicht problematischer, die Hunde oder ihre Besitzer?

Stein: (lacht) Ach, wissen Sie, es geht doch darum: Wer will die haben? Als Nachbarn?

SZ: Haben Sie mit den Punkern schon mal geredet?

Stein: Ja. Also die Stadtverwaltung. Es werden jetzt überhaupt sehr viele Gespräche geführt.

SZ: Sie klingen nicht gerade begeistert.

Stein: Die Stadtverwaltung hat uns Bürger nicht rechtzeitig eingebunden.

SZ: Ihre Kleingartenanlage ist groß: 142.000 Quadratmeter, mehrere hundert Gärten, sieben Kolonien. Wohin sollen die Punker denn ziehen?

Stein: Direkt neben unsere Kolonie "Neues Leben", so heißt eine unserer Anlagen. Die wohnen dann zehn Meter von unseren Leuten weg.

SZ: Zu nah?

Stein: Als Vorstand muss ich die Interessen meiner Leute vertreten. Es geht nicht ums Vertreiben oder Nicht-hier-haben-wollen. Sondern darum, dass unsere Leute vielleicht die Flucht ergreifen. Dann stehen die Gärten leer. Und wer entschädigt uns dann? Da geht es letztlich ums Geld.

SZ: Vielleicht würden sich Ihre Leute ja auch mit den Punkern verstehen.

Stein: (lacht) Vielleicht aber auch nicht. Wissen Sie, wir sind ein Multi-Kulti-Verein. Wir haben schon viele integriert. Aber die, die jetzt kommen, die wollen sich doch gar nicht anpassen. Die lehnen unsere Gesellschaftsform ab, die wollen nicht bei uns Mitglied sein. Die gehen in die Stadt zum Schnorren.

SZ: Und wie geht die Sache aus?

Stein: Noch ist nichts entschieden. Die Sache liegt bei der Stadtverwaltung. Wir sprechen jetzt auf sachlicher Ebene.

© SZ vom 06.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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