Prügeleien:Jeden Schultag mehr als 400 verletzte Schüler

Allein wegen Knochenbrüchen in Folge von Raufereien mussten im Jahr 2003 mehr als 8000 Schüler einen Arzt aufsuchen. Das zeigt eine Studie des Bundesverbandes der Unfallkassen. Dabei hat die Gewalt an Schulen in den letzten zehn Jahren abgenommen.

Von Markus C. Schulte v. Drach

Immer wieder wird von Gewalt an deutschen Schulen berichtet und häufig entsteht der Eindruck, die Brutalität - gerade an Hauptschulen - nehme ständig zu.

Stimmt nicht, stellt jetzt eine Studie des Bundesverbandes der Unfallkassen fest. Die Zahl so genannter Raufunfälle hat in den letzten zehn Jahren an allen Schulen vielmehr abgenommen.

So kam es 2003 zu insgesamt 93.295 solcher Vorfälle - mit anderen Worten: 11,3 je tausend Schüler. Vor zehn Jahren lag diese "Raufunfallrate" noch bei 15,5. Und auch die Zahl schwerer Verletzungen ist offenbar nicht gestiegen, sondern gesunken.

Trotzdem: Jeden Tag mussten Schüler 2003 in mehr als 250 Fällen nach "Raufereien" einen Arzt aufsuchen. Auf Schultage bezogen sind dies durchschnittlich mehr als 400 Prügeleien mit Verletzungen pro Tag! Und in mehr als 8000 Fällen war es dabei zu Knochenbrüchen gekommen.

Problemzone Hauptschule

Allein 40 Prozent der Vorfälle wurden an Hauptschulen gemeldet, dabei besuchen lediglich 14 Prozent der insgesamt 8,3 Millionen Kinder diese Schule. Doch auch hier hat die Aggressivität der Schüler nachgelassen - oder es gibt weniger Gelegenheit für Prügeleien: Während die Unfallrate 2003 bei fast 33 Fällen je tausend Schülern lag, waren es 1993 immerhin 48,6 Fälle.

Selten kam es dagegen an Gymnasien und Grundschulen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Hier lagen die Raten bei 5,7 bzw. bei 4,9 Vorfällen je tausend Schülern.

Aggressionen in der Pause

Besonders Jungen erweisen sich als aggressiv: Bei ihnen lag die Unfallrate mit 15,3 mehr als doppelt so hoch wie bei Mädchen (7,1), wobei sie sich vor allem während der Pause (57 Prozent) oder während des Sports (fast 23 Prozent) prügelten - insbesondere beim Fußballspielen kommt es offenbar zu aggressiven Auseinandersetzungen.

Die häufig aufgestellte Behauptung, der hohe Anteil ausländischer Schüler hätte einen Einfluss auf die Aggressivität der Auseinandersetzungen, bestätigt die Studie der Unfallkassen nicht: Lediglich sieben Prozent der Vorfälle betraf ausländische Schüler - dabei handelt es sich bei jedem zehnten Schüler um einen Ausländer.

Die Schwere der Verletzungen zu beurteilen war nach Angaben der Unfallkassen schwierig, da kein allgemeingültiger Maßstab zur Verfügung steht. Deshalb wurde untersucht, wie häufig es bei den Auseinandersetzungen zwischen den Schülern zu Knochenbrüchen gekommen war.

Auch hier konnten die Fachleute in den letzten Jahren eine Abnahme beobachten. So sank die Häufigkeit der Frakturen bei Hauptschülern - bei denen es mit Abstand am häufigsten zu Knochenbrüchen kam - von 5,4 je tausend Schüler im Jahre 1993 innerhalb von zehn Jahren auf 2,9.

Gewalt ist demnach an deutschen Schulen weit verbreitet, doch sie nimmt entgegen der öffentlichen Wahrnehmung nicht zu. Und Ausländer sind nicht häufiger an Prügeleien beteiligt als deutsche Schüler.

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