Süddeutsche Zeitung

Prozesse:Zeugen bestätigen gute Freundschaft von Wulff und Groenewold

Hannover (dpa) - Erneut haben Zeugen im Korruptionsprozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff die Argumentationslinie der Verteidigung gestützt. Zwei Personenschützer Wulffs stellten das Verhältnis des 54-Jährigen zum mitangeklagten Filmfinancier David Groenewold als "gute Freundschaft" dar.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Hannover (dpa) - Erneut haben Zeugen im Korruptionsprozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff die Argumentationslinie der Verteidigung gestützt. Zwei Personenschützer Wulffs stellten das Verhältnis des 54-Jährigen zum mitangeklagten Filmfinancier David Groenewold als "gute Freundschaft" dar.

"Groenewold würde ich dazu zählen", sagte ein 34-jähriger Sicherheitsbeamter am Mittwoch im Landgericht Hannover auf die Frage zum Wulff-Freundeskreis. Auch seine Kollegen hätten Groenewold "sinngemäß" als guten Freund des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten bezeichnet.

Die Verteidigung der Angeklagten argumentiert, dass Groenewold Hotelkosten während eines Oktoberfestbesuchs von Wulff im Jahr 2008 aus Freundschaft und nicht in der Hoffnung auf eine Gegenleistung gezahlt habe.

Die Staatsanwaltschaft sieht das anders: Sie geht davon aus, dass Groenewold die Kosten übernommen hat, weil er im Gegenzug Wulffs Engagement für ein Filmprojekt erwartet habe. Es geht um eine Summe von rund 720 Euro. Wulff betonte, er habe erst Anfang 2012 von der Kostenübernahme erfahren und das Geld daraufhin zurückgezahlt. Wulff muss sich vor Gericht wegen Vorteilsannahme verantworten, Groenewold wird Vorteilsgewährung vorgeworfen.

Auch die Vernehmung einer Hotelmitarbeiterin entsprach der Erklärung der Verteidiger von Wulff: Demnach muss dieser beim Zahlen der Hotelkosten nicht davon erfahren haben, dass Groenewold bereits einen Teil auf seine Rechnung hatte umbuchen lassen. Dies hatten auch andere Hotelmitarbeiter schon ausgesagt.

Wulff verfolgte die Zeugenbefragungen am sechsten Verhandlungstag erneut äußerlich gelassen. Als sich einer der Personenschützer zum Alkoholkonsum des Ex-Bundespräsidenten äußerte, musste er schmunzeln: "Ich habe noch nie erlebt, dass er nur ansatzweise angetrunken, geschweige denn betrunken war", sagte der Sicherheitsbeamte. Das Gericht versucht herauszufinden, welche alkoholischen Getränke auf Groenewolds Wiesn-Rechnung von Wulff getrunken wurden.

Am Donnerstag wird Bettina Wulff als Zeugin erwartet. Sie hatte ihren Mann auf dem Oktoberfest 2008 begleitet. Das Ehepaar Wulff lebt seit Januar offiziell getrennt. Für den 19. Dezember hat das Landgericht eine Zwischenbilanz angekündigt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-131210-99-07916
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Direkt aus dem dpa-Newskanal