Prozesse - Trier:Prozess gegen mutmaßlichen Schleuser-Familienclan begonnen

Deutschland
Mit Handschellen und einem Aktenorder vor seinem Gesicht sitzt der Angeklagte bei Prozess-Beginn im Landgericht. Foto: Birgit Reichert/dpa (Foto: dpa)

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Trier (dpa/lrs) - Mit gefälschten Visa sollen Mitglieder einer libanesischen Familie syrische Flüchtlinge nach Deutschland geschleust haben. Seit heute müssen sich deswegen der mutmaßliche "Kopf" der Bande", sein Sohn und ein Komplize aus Bitburg in der Eifel vor dem Landgericht Trier verantworten. Insgesamt geht es um 26 Schleusungen von 2017 bis September 2019: In 15 Fällen sei es ihnen gelungen, die Personen aus Beirut im Libanon über die Flughäfen Frankfurt am Main, Düsseldorf, München und auch Amsterdam einzuschleusen, sagte Staatsanwalt Stefan Buch zum Prozessauftakt.

Die Familienmitglieder hätten "Garantie- und Luxusschleusungen" versprochen, bei denen die Schleusung einer normalen Einreise gleichen sollte. Dabei gingen sie laut Anklage arbeitsteilig vor: Als mutmaßlicher Bandenchef nahm der 55-jährige Libanese die Aufträge meist von in Deutschland lebenden Verwandten entgegen - mal von einem Vater für seine Tochter, mal ein Mann für seine Frau.

Der älteste Sohn des Hauptangeklagten soll bis Ende 2017 in der Visumsstelle der Deutschen Botschaft in Beirut gearbeitet und dort 391 Blanko-Visaetiketten entwendet haben, sagte Buch. Diese habe er mit den Personalien der zu schleusenden Personen bedruckt und in die Reisepässe gebracht. Er und seine Mutter hätten die Syrer auf ihren Flügen begleitet. Nach ihnen werde noch gefahndet, sagte Buch.

Pro Schleusung habe der Familienvater in Bitburg zwischen 4500 und 17 000 Euro kassiert. Mit dem Geld hätten die Familienmitglieder ihren Lebensunterhalt in Deutschland und im Libanon finanziert. In elf Fällen blieb es beim Versuch, weil Visafälschungen erkannt wurden.

Der mitangeklagte Sohn soll an sechs Schleusungen beteiligt gewesen sein. Dem syrischen Komplizen wird Beihilfe zu drei Schleusungen vorgeworfen. Der mutmaßliche Schleuserclan war im Oktober 2019 bei Razzien in vier Bundesländern zerschlagen worden. Es handelte sich "um einen großen Schlag gegen die organisierte Schleuserkriminalität", sagte Triers Leitender Oberstaatsanwalt Peter Fritzen.

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