Hildesheim (dpa/lni) - Das Landgericht Hildesheim hat eine wegen schwerer Misshandlung ihres siebenjährigen Sohnes verurteilte Mutter erneut verurteilt - zu einer Gesamtstrafe von drei Jahren und vier Monaten. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte zuvor einen Teil des ursprünglichen Urteils beanstandet, über diesen musste neu verhandelt werden. Die Frau hatte dem damals Siebenjährigen während des ersten Corona-Lockdowns nach Gerichtsangaben über Monate zu wenig zu essen gegeben, so dass er im Juni 2020 nur noch 13,8 Kilogramm wog.
Für die Verweigerung der Nahrung hatte sie im ersten Prozess im Juni 2021 eine Einzelstrafe von zwei Jahren und neun Monaten erhalten. Diese ist rechtskräftig, die 62-Jährige sitzt nach Angaben eines Gerichtssprechers vom Freitag im Gefängnis.
Damals war sie zu einer Gesamtstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Dabei ging es auch um Misshandlungen ihres heute erwachsenen älteren Sohnes - über diese drei Fälle von 2004 bis 2007 sowie Schläge mit einer Thermoskanne auf den Kopf des Siebenjährigen musste neu verhandelt werden. Der BGH hatte das Urteil auf Revision der Angeklagten hin in diesen Punkten aufgehoben.
Die drei den älteren Sohn betreffenden Fälle stellte die Kammer nach Angaben des Sprechers ein. Es sei nicht mehr möglich gewesen, die gefühllose Gesinnung der Mutter festzustellen. Die Schläge mit der Thermoskanne wurden auf den Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung beschränkt - ohne tateinheitliche Misshandlung von Schutzbefohlenen.
Für den Fall der Körperverletzung forderte die Staatsanwaltschaft eine Einzelstrafe von einem Jahr und drei Monaten - und zusammen mit der bereits rechtskräftigen Verurteilung eine Gesamtstrafe von drei Jahren und vier Monaten. Die Verteidigung beantragte für die gefährliche Körperverletzung eine Einzelstrafe von einem Jahr und eine Gesamtstrafe von drei Jahren. Die Kammer folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Der jüngere Sohn der 62-Jährigen hatte schon vor dem Lockdown Mitschüler um Essen angebettelt und viel gefehlt. Als die Frau ihn am ersten Tag nach dem Lockdown im Juni 2020 wieder krank meldete, alarmierte die Schule das Jugendamt. Polizisten fanden das Kind in einem Schrank. Der Junge war völlig abgemagert, hatte ein Hämatom am Kopf und kam ins Krankenhaus. Die 62-Jährige war 2013 mittels Samen- und Eizellenspende in Spanien zum zweiten Mal Mutter geworden.
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