Süddeutsche Zeitung

Prozesse - München:Prozess um getötetes Baby: Chaotische Verhandlung

München (dpa/lby) - Im Prozess gegen eine junge Mutter, die ihre drei Monate alte Tochter schwer misshandelt und getötet haben soll, sind am Mittwoch viele Fragen offen geblieben. Zu Beginn der Verhandlung erklärte ihr Verteidiger, seine Mandantin sei "extrem emotional berührt und belastet". Sie bestreite, dass Kind verletzt zu haben. Während die Staatsanwältin die Anklage verlas, wirkte die Frau aus Nigeria aufgewühlt, redete immer wieder auf eine Dolmetscherin neben ihr ein.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

München (dpa/lby) - Im Prozess gegen eine junge Mutter, die ihre drei Monate alte Tochter schwer misshandelt und getötet haben soll, sind am Mittwoch viele Fragen offen geblieben. Zu Beginn der Verhandlung erklärte ihr Verteidiger, seine Mandantin sei "extrem emotional berührt und belastet". Sie bestreite, dass Kind verletzt zu haben. Während die Staatsanwältin die Anklage verlas, wirkte die Frau aus Nigeria aufgewühlt, redete immer wieder auf eine Dolmetscherin neben ihr ein.

Der 29-Jährigen wird vorgeworfen, ihre Tochter aus Überforderung durch die Luft geschleudert und mehrmals mit Wucht gegen den Kopf geschlagen zu haben. Die fünffache Mutter soll die Nerven verloren haben. Das Kind starb noch in der gleichen Nacht. Zu den Vorwürfen wollte sie zunächst nichts sagen, stattdessen ging es vor allem um ihre Kindheit, die Flucht aus Nigeria und ihr Leben in Deutschland. Am Nachmittag erklärte ihr Anwalt plötzlich, dass sie sich nun doch zur Tat äußern wolle. Das sorgte für ein kurzes Durcheinander. Der Richter entschied, ihre Aussage zu vertagen.

Schon am Vormittag startete der Prozess am Landgericht München II chaotisch. Der Vater und Lebensgefährte der 29-Jährigen, der wegen Totschlags durch Unterlassen mitangeklagt ist, wurde nicht rechtzeitig aus der Untersuchungshaft ins Gericht gebracht. Der Richter musste zuerst telefonisch einen Polizeitransport organisieren. Mit mehr als einer Stunde Verspätung ging es los.

Der Vater soll in der Nacht ebenfalls in der Wohnung in Otterfing (Landkreis Miesbach) gewesen sein und hätte laut Staatsanwaltschaft den Wutausbruch mitbekommen müssen. Er habe nichts unternommen. Seine Version klingt anders: Ihm sei an dem Abend aufgefallen, dass mit dem Baby etwas nicht stimme. "Ich sah Tränen in seinen Augen. Das Baby weinte", zitierte der Richter aus einem der Vernehmungsprotokolle. Er habe seine Freundin aufgefordert, den Notruf zu alarmieren. Das habe sie nicht gemacht. Was dann in der Nacht passiert sei, wisse er nicht. "Ich habe geschlafen." Mit gesenktem Kopf verfolgte er den Prozess. Fragen beantwortete er nicht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-190910-99-821585
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Direkt aus dem dpa-Newskanal