Prozesse - München:Anwalt kritisiert Ermittlungsdauer gegen Regisseur Wedel

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Eine Statue der Justitia hält eine Waage in ihrer Hand. Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa (Foto: dpa)

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München/Berlin (dpa) - Der Rechtsanwalt Alexander Stevens hat die Münchner Staatsanwaltschaft für ihre langwierigen Ermittlungen gegen den Regisseur Dieter Wedel ("Der große Bellheim") kritisiert. "In jedem komplizierten Wirtschaftsverfahren geht es schneller", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Das hat mit einem fairen Verfahren nichts mehr zu tun."

Stevens vertritt das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer, die Schauspielerin Jany Tempel - sie hatte Anfang 2018 in der "Zeit" gesagt, Wedel habe sie 1996 in einem Münchner Luxushotel zum Sex gezwungen. Daraufhin nahm die Staatsanwaltschaft München I Ermittlungen auf, die nun zweieinhalb Jahre laufen. "Aus meiner Sicht lässt sich überhaupt nicht erklären, was da so lange dauert", so Stevens.

Die Staatsanwaltschaft München I hatte vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass "nicht vor Spätherbst" mit einer Entscheidung darüber zu rechnen sei, ob sie Wedel anklagt oder nicht. "Wie viel Zeit Ermittlungen in Anspruch nehmen, hängt natürlich vom Einzelfall ab", sagte ein Sprecher auf Anfrage. Die Staatsanwaltschaft sei "verpflichtet, alle Umstände sorgfältig zu ermitteln". Je länger eine mutmaßliche Tat zurückliege, "um so aufwendiger kann sich die Rekonstruktion der damaligen Abläufe darstellen". Gerade wenn Aussage gegen Aussage stehe, "müssen die Angaben natürlich besonders sorgfältig geprüft werden".

Im konkreten Fall hätten "Ermittlungen im Rechtshilfeweg Zeit in Anspruch genommen", sagte der Sprecher. Schon zuvor hatte die Behörde wiederholt betont, dass Zeugenvernehmungen im Ausland die Ermittlungen verzögerten.

Nach Angaben von Anwalt Stevens sei ein Zeuge aus den USA aber schon vor langer Zeit befragt worden. "Das kann kein Grund sein." Er rechne jetzt damit, dass die Ermittlungen bis Ende September abgeschlossen werden. "Wir haben sonst irgendwann auch den Punkt für eine offizielle Beschwerde erreicht."

Stevens hat noch in einem anderen Verfahren mit Wedel zu tun: Er vertritt dessen Ex-Partnerin Dominique Voland in einem Verfahren vor dem Berliner Amtsgericht Tiergarten. Weil Voland einen Strafbefehl wegen Erpressung nicht akzeptiert hat, kommt es dort im Oktober zum Prozess.

Wedel wirft seiner früheren Partnerin nach Angaben ihres Anwalts vor, ihn erpresst zu haben. Sie habe Geld gefordert und damit gedroht, sich andernfalls in der Presse negativ über den Regisseur zu äußern. Das Gericht verhängte deswegen einen Strafbefehl gegen Voland, gegen den sie Einspruch einlegte. Darum kommt es nun in Berlin zum Prozess, in dem Wedel als mutmaßlich Geschädigter als Zeuge geladen werden könnte.

Wedel weist die Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn zurück. 2018 sagte er der "Bild"-Zeitung: "Inzwischen bin ich froh, dass es diese Ermittlungen gibt. Ich vertraue auf die Staatsanwaltschaft."

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