Prozesse - Itzehoe:Geständnis im Mordprozess um zerstückelte Leiche

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Justitia mit Sonne und Taube. Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Itzehoe (dpa/lno) - Im Prozess um eine zerstückelte und einbetonierte Leiche in Schleswig-Holstein hat der Hauptangeklagte überraschend ein Geständnis abgelegt. Nach fünf Monaten Beweisaufnahme brach der 47-Jährige am Donnerstag sein Schweigen. "Ich musste endlich mal darüber reden", begründete der Angeklagte seinen Sinneswandel. Er habe sich zuvor auf Anraten seiner Verteidigerin nicht zu den Vorwürfen geäußert.

In seiner Aussage nahm der Mann alle Schuld auf sich. Er sagte, er habe im Frühjahr 2017 den Lebensgefährten seiner Freundin getötet. Er habe den Mann vor den Augen der Tochter mit zwei Schüssen aus einem Gewehr niedergestreckt. Anschließend habe er die damals 14-Jährige auf ihr Zimmer geschickt, um die Leiche zu beseitigen. Er habe das Opfer zunächst oberflächlich in einer Reithalle vergraben, ein Jahr später wieder ausgegraben, zerstückelt und einbetoniert. Die Lebensgefährtin des Toten und Mitangeklagte sei zur Tatzeit außer Haus gewesen.

Am Tattag will er seinen Freund und späteres Opfer auf dem Reiterhof in Dammfleth besucht haben, um ihm Kokain abzukaufen. Plötzlich sei die 14-Jährige in das Zimmer geplatzt. Ihr Vater habe sich sehr darüber aufgeregt. "Er war auf 180", begründete der Angeklagte seinen Entschluss, sich einzumischen. Als der 41-Jährige sich daraufhin zum Schreibtisch wandte, auf dem eine Pistole lag, habe er ein neben einem Schrank stehendes Gewehr geschnappt und zwei Mal auf den Mann geschossen. "Ich weiß nicht, ob er nach seiner Waffe greifen wollte", sagte der 47-Jährige jetzt. "Ich weiß nicht, ob ich ihm zuvorgekommen bin." Später habe er sich bei dem Mädchen für die tödlichen Schüsse auf ihren Vater entschuldigt. Der Mutter hätten beide nichts erzählt.

Laut Anklage soll der 47-Jährige gemeinsam mit der 37 Jahre alten Frau einen heimtückischen Mord begangen haben. Die Leiche sollen sie zerstückelt und auf ihrem Reiterhof in Dammfleth im Kreis Steinburg vergraben haben. Beide saßen deswegen zunächst in Untersuchungshaft. Kurz vor Weihnachten hob das Gericht den Haftbefehl gegen die Frau auf. Ihr Lebensgefährte blieb in Untersuchungshaft.

Die in einem gesonderten Verfahren ebenfalls angeklagte Tochter wurde inzwischen auch aus der Untersuchungshaft entlassen. Die heute 16-Jährige war in dem Prozess ursprünglich als Nebenklägerin aufgetreten. Nach Zeugenaussagen geriet sie jedoch ins Visier der Staatsanwaltschaft und wurde verhaftet. Die Anklage gegen Mutter und Tochter wurde laut Staatsanwaltschaft jedoch nicht aufgehoben.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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