Prozesse - Hanau:Urteil erwartet in Prozess um ausgebeutete Transsexuelle

Deutschland
Eine Statue der Justitia hält eine Waage in ihrer Hand. Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Hanau (dpa/lhe) - Im Prozess gegen fünf mutmaßliche Köpfe eines bundesweit agierenden Bordellrings mit Transsexuellen aus Thailand wird das Urteil erwartet. Das Hanauer Landgericht will es am Mittwoch bei der Verhandlung im Tagungszentrum Congress Park Hanau (CPH) verkünden. Dorthin verlagerten die Beteiligten den Prozess, um besser die Abstandsregeln wegen der Corona-Pandemie einhalten zu können.

Vor wenigen Tagen endeten die Plädoyers in dem seit mehr als 40 Tagen dauernden Verfahren. Während die Anklage Freiheitsstrafen zwischen zwei sowie neun Jahren und drei Monaten gefordert hat, beantragte die Verteidigung deutlich geringere Strafen. In dem im Sommer 2019 begonnenen Prozess geht es unter anderem um Menschenhandel, Einschleusung, Zwangsprostitution, Ausbeutung und Steuerhinterziehung. Verantworten müssen sich vier thailändische Frauen und ein deutscher Mann.

Für die Hauptangeklagte, eine 63 Jahre alte Frau aus Thailand, beantragte die Verteidigung fünf Jahre und drei Monate. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hatte zuvor neun Jahre und drei Monate gefordert. Für ihren Partner, einen 66 Jahre alten Deutschen, fordert die Generalstaatsanwaltschaft fünf Jahre. Die Verteidigung plädierte auf zwei Jahre auf Bewährung wegen Beihilfe.

Die Generalstaatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, über Jahre hinweg vor allem Transsexuelle aus Thailand mit erschlichenen Touristenvisa nach Deutschland eingeschleust zu haben. Ziel sei gewesen, sie als Prostituierte auszubeuten. So hätten die Opfer fiktive Schulden von durchschnittlich 15 000 Euro abarbeiten müssen und seien unter Druck gesetzt worden. Die Anklage wirft den vier thailändischen Frauen und dem Deutschen "erhebliche kriminelle Energie" vor. Vor allem die Hauptangeklagte (63) und ihr Partner (66) seien als Strippenzieher in Erscheinung getreten und hätten zusammen mit Helfern den bundesweiten Bordellring geleitet.

Eines der Opfer hatte in einer Nebenklage zu Prozess-Beginn angegeben, es habe zeitweilig rund um die Uhr für Sex zur Verfügung stehen müssen und von Stationen in Siegen (NRW), Rastatt (Baden-Württemberg), Hannover (Niedersachsen), Rodgau und Maintal (Hessen) berichtet. Aufgedeckt worden war der Bordellring bei einer Großrazzia im April 2018, bei der rund 1500 Beamte der Bundespolizei eingesetzt waren.

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