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Prozesse - Hamburg:Angeklagter in G20-Prozess: Größere Schäden durch Fast Food

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Hamburg (dpa/lno) - Im Prozess um die Ausschreitungen an der Hamburger Elbchaussee beim G20-Gipfel hat einer der fünf Angeklagten den gewaltsamen Protest mit den gesellschaftlichen Verhältnissen im Kapitalismus gerechtfertigt. "Jede Gesellschaft hat die Kriminellen, die sie verdient", sagte der 24-jährige Franzose am Mittwoch nach den Worten einer Übersetzerin. Er und seine vier Mitangeklagten würden für Schäden in Höhe von über einer Million Euro verantwortlich gemacht, die am 7. Juli 2017 an der Elbchaussee angerichtet wurden. Aber auch die Gesamtschäden der G20-Proteste von mehr als zehn Millionen Euro seien gering im Vergleich zu den wirtschaftlichen Schäden, die durch die verbreitete Fast-Food-Ernährung entstünden. Diese beliefen sich laut der Zeitung "Libération" in Frankreich auf 55 Milliarden Euro pro Jahr. In Deutschland und Frankreich zusammen seien es vermutlich über 100 Milliarden.

In seiner gut einstündigen Erklärung gab der 24-Jährige zu, am Tattag auch zwei Bierflaschen und zwei Steine auf die Polizei im Schanzenviertel geworfen zu haben, ohne zu treffen. Er beklagte zugleich, dass unrechtmäßige Gewalt der Polizei keine Konsequenzen gehabt habe.

Den fünf Angeklagten wird schwerer Landfriedensbruch und Mittäterschaft bei Brandstiftung, gefährlicher Körperverletzung und ein Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Die vier Männer im Alter von 19 bis 26 Jahren aus Hessen und ein 24-Jähriger aus Frankreich sollen unter den rund 220 schwarz Vermummten gewesen sein, die am Morgen des 7. Juli 2017 Autos und Gebäude angezündet, zahlreiche Scheiben eingeschlagen und Häuser mit Farbe beschmiert hatten. Am Mittwochnachmittag sollte die Staatsanwaltschaft ihr Plädoyer halten.

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