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Prozesse - Frankfurt am Main:Busfahrer verletzt und Nachbarn getötet: Zehn Jahre Haft

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Weil er zuerst einen Busfahrer mit einem Messer schwer verletzt und dann seinen Wohnungsnachbarn erstochen hat, ist ein 26-Jähriger am Donnerstag in Frankfurt zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Zusätzlich ordnete das Landgericht die anschließende Unterbringung des Deutschen in der Sicherungsverwahrung an. Von seiner "dissozialen Persönlichkeit" gehe eine hohe Allgemeingefährdung aus, hieß es zur Begründung. Rechtlich wertete die Schwurgerichtskammer die beiden Taten als gefährliche Körperverletzung und vollendeten Totschlag. Die Vorfälle hatten sich im Mai vergangenen Jahres in Bad Soden (Main-Taunus-Kreis) ereignet. AZ 3490 Js 223157/19

Für beide Taten gab es lauf Urteil "nicht den geringsten Anlass". Der Angeklagte habe sich einfach nur vorgenommen, jemanden zu töten, als er am späten Abend noch einmal die Wohnung verlassen habe. Als der Busfahrer die Attacke überlebt habe, sei der Wohnungsnachbar an die Reihe gekommen, der durch zwei tiefe Stiche mit einem "sehr dicken Messer" keine Chancen gehabt habe. Als die Polizei am Tatort eintraf, war er bereits verblutet. "Beide Taten wurden innerhalb einer knappen halben Stunde begangen", sagte der Vorsitzende Richter. Er ließ in der Urteilsbegründung keine Zweifel daran, dass auch die hohe Haftstrafe nicht ausreichend sei, um die Allgemeinheit auf Dauer vor dem Angeklagten zu schützen: "Für solche Fälle ist die Vorschrift der Sicherungsverwahrung gemacht".

Die Staatsanwaltschaft war bei der Attacke auf den Busfahrer von Mordversuch ausgegangen und hatte deshalb zwölf Jahre Gesamtstrafe gefordert. Von der geplanten Tötung des Mannes aber sei der Angeklagte abgerückt, indem er nicht weiter gestochen habe, obwohl er gekonnt hätte, hieß es im Urteil. Die Verteidiger beantragten Freispruch, weil das bei der Polizei abgelegte Geständnis widerrufen worden sei und deshalb nicht mehr verwertet werden könne. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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