Süddeutsche Zeitung

Prozesse - Essen:Drogenschmuggel aus syrischer Hauptstadt: Prozess begonnen

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Essen/Speyer (dpa/lrs) - Die Container kamen aus der syrischen Hafenstadt Latakia, Zielort war angeblich Saudi-Arabien: Gleich mehrfach soll eine internationale Schmugglerbande Drogen mit einem Gesamt-Verkaufswert von rund 130 Millionen Euro verschifft haben. Auch das syrische Regime von Staatschef Baschar al-Assad soll daran mitverdient haben. Seit Mittwoch müssen sich vier der mutmaßlichen Täter - einer davon aus Rheinland-Pfalz - in Essen vor Gericht verantworten. Zum Prozessauftakt haben sich die 23 bis 55 Jahre alten Männer aus Gladbeck, Speyer und Straubing noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich die Angeklagten Ende 2019 einem syrischen Schmugglerring angeschlossen haben. Kurz darauf wurde angeblich auch schon der erste Container auf die Reise geschickt. Die Ladung: über zwei Millionen Captagon-Tabletten, deren Wirkstoff unter anderem Amphetamin ist. Versteckt war die illegale Lieferung angeblich in zwölf Kühlaggregaten.

Bevor das Containerschiff jedoch auslaufen konnte, musste offenbar erst einmal ein gewaltiger Anteil an das Regime gezahlt werden. In der zum Prozessauftakt verlesenen Anklage der Staatsanwaltschaft Essen hieß es dazu: "Sämtliche Betäubungsmitteltransporte standen und stehen unter der Kontrolle des syrischen Regimes von Baschar al-Assad, das finanziell an den Lieferungen mitverdient." Für jeden Container, der Syrien verließ, mussten angeblich umgerechnet rund 340 000 Euro an die 4. Division des syrischen Heeres abgeführt werden, die von einem Bruder des syrischen Präsidenten kommandiert werde.

Die Fahrt ging zunächst in die rumänische Hafenstadt Constanta. Dort wurde die Ware angeblich umgepackt und anschließend nach Saudi-Arabien weitergeschickt. Was die Täter jedoch nicht wussten: Der rumänische Zoll hatte die Drogen entdeckt und heimlich sichergestellt. Am eigentlichen Zielort sollen deshalb nur die Kühlaggregate angekommen sein.

Auch zwei weitere Container, in denen unter libanesischer Seife rund 1,3 Tonnen Haschisch, 700 Kilo Amphetamin und vier Millionen Captagon-Tabletten versteckt gewesen sein sollen, wurden in Rumänien abgefangen.

Nicht entdeckt wurden dagegen angeblich 20 bis 30 Kilo Kokain. Laut Anklage hat die Drogenschmugglerbande den zwischenzeitlich zweimal geleerten und wiederbeladenen Container nach mehreren Zwischenstopps, bei denen es offenbar keine Möglichkeit gab, an das Rauschgift heranzukommen, in der schwedischen Hafenstadt Göteborg heimlich entladen können.

Am ersten Verhandlungstag haben die drei Syrer und der angeklagte Deutsch-Algerier erklärt, dass sie sich zu einem späteren Zeitpunkt zu den Vorwürfen äußern wollen. Die 7. Strafkammer des Essener Landgerichts hat für den Prozess zunächst noch 16 Verhandlungstage bis zum 1. September vorgesehen.

© dpa-infocom, dpa:220621-99-746583/9

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220621-99-746583
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Direkt aus dem dpa-Newskanal