Prozesse - Düsseldorf:Ehemann widerspricht mutmaßlicher IS-Terroristin

Deutschland
Justitia mit Sonne und Taube. Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Im Prozess gegen eine mutmaßliche deutsche IS-Terroristin hat deren Ehemann seiner Frau in mehreren Punkten widersprochen. Sie habe ihm voller Stolz erzählt, dass sein kleiner damals sechsjähriger Sohn beim IS an der Waffe ausgebildet werde und Wachdienste verrichte, sagte der Tunesier am Dienstag als Zeuge vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht aus.

Er habe sie noch vergeblich angefleht, den kleinen Hamza nicht in ein IS-Ausbildungslager zu stecken. Der habe ihm dann selbst in einer Chat-Nachricht berichtet, dass er bald zur Männer-Armee gehören werde. Vor Gericht hatte die inzwischen 33-Jährige zuvor unter Tränen behauptet, sie habe nicht verhindern können, dass ihr Sohn gegen ihren Willen in das Camp geschickt wurde.

Der Ehemann berichtete weiter, seine Frau habe ihm erzählt, das der kleine Hamza, der später bei einem Raketenangriff getötet wurde, die IS-Ideologie als Lüge bezeichnet habe. Zwei Tage später habe sie ihm gesagt, das Problem sei gelöst, sie habe ihren Sohn der Religionspolizei gemeldet. Die habe ihn dann verprügelt, um ihm seine Zweifel auszutreiben.

Die 33-Jährige hatte dagegen behauptet, ihr Sohn sei von der Religionspolizei festgenommen worden, weil er einen Fußball gestohlen habe. Sie habe sich für ihn eingesetzt und dafür gesorgt, dass er eine möglichst milde Strafe bekomme. Von einem gestohlenen Fußball sei nie die Rede gewesen, sagte dagegen ihr Mann.

Auch die Mutter der Angeklagten verzichtete auf ihr Aussageverweigerungsrecht und sagte als Zeugin aus: Sie habe schon vermutet, dass ihre Tochter in Syrien zum IS gereist sei. Sie habe sie aber nicht darauf angesprochen. Sie habe das Thema aus Angst vor Kontaktabbruch vermieden. Ihre Tochter sei zum Islam konvertiert, als sie sich von ihrem Vater getrennt habe. Damals habe sie wohl den familiären Halt verloren.

Beim Prozessauftakt hatte die Angeklagte gestanden, mit ihren Kindern in Richtung Syrien gereist zu sein. "Ich wollte in erste Linie aus Deutschland raus. Das war der größte Fehler, den ich machen konnte", hatte sie gesagt. Sie sei damals strenggläubige Salafistin gewesen und habe immer wieder Burka getragen. Dafür sei sie in Deutschland beleidigt und bespuckt worden. Außerdem habe ihr Mann sie geschlagen und eingesperrt.

Laut Anklage der Bundesanwaltschaft reiste die Mutter mit drei kleinen Kindern ins vom Islamischen Staat (IS) beherrschte Gebiet nach Syrien. Die Kinder waren damals drei, sechs und sieben Jahre alt. Dort soll sie ihren sechsjährigen Sohn in ein Camp für Kindersoldaten gegeben und der Religionspolizei ausgeliefert haben. Seiner Mutter drohen nun bis zu 15 Jahre Haft.

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