Prozesse-Dieter verliert vor Gericht:Der Richter und sein Zänker

Hochintelligent, aber vor Gericht kann sich Rolf-Dieter K. nicht beherrschen: Der Mann, der die Justiz mit mehr als 230 Klagen überzogen hat, ist nun zu einer Haftstrafe verurteilt worden - wegen Beleidigung in 44 Fällen.

Die Justiz schlägt zurück: Rolf-Dieter K., bekannt als "Prozesse-Dieter" und selbsternannter "König der Kläger", ist vor dem Amtsgericht Ratingen erneut zu einem Jahr Gefängnis ohne Bewährung verurteilt worden.

Krank vom Amt: Prozesse-Dieter vor Gericht, ddp

Rolf-Dieter K. vor dem Amtsgericht in Ratingen: Das Gericht hatte Mühe, einen unbefangenen Richter zu finden.

(Foto: Foto: ddp)

Das Ratinger Amtsgericht bei Düsseldorf sprach den ehemaligen Sportlehrer wegen 44 Beleidigungen von Amtsträgern schuldig. Per Postkarten hatte der Senior einen Bürgermeister, einen Landrat, Beamte, Richter und Rechtspfleger mit Fäkalausdrücken überzogen. Sein Verteidiger kündigte Berufung an. Er hatte einen Freispruch gefordert.

"Zementkopf, Vollidiotin, Sesselfurzer, Rechtsbeuger, Doppel-Null" - das sind noch die harmloseren Beleidigungen, mit denen der Sozialhilfeempfänger die Behörden in seinem Schriftwechsel überzieht. Minutenlang listete der Staatsanwalt die Obszönitäten auf.

Staatsanwalt als "Dummkopf" tituliert

Das Gericht setzte sich über den psychiatrischen Gutachter hinweg, der den Angeklagten als schuldunfähig eingestuft und ihm eine "paranoide Persönlichkeitsstörung" attestiert hatte. Der Senior, der seit seinem 39. Lebensjahr von staatlicher "Stütze" lebt, habe einen hohen Intelligenzquotienten von 130, erläuterte der Psychiater. Er sei freundlich, humorvoll und garniere Gespräche auf hohem intellektuellen Niveau mit Zitaten von Feuerbach und Schiller.

Nur wenn es um Behörden gehe, "dann rastet er aus". "Er empfindet sich dabei als Ritter der Gerechtigkeit, der von einem Unrechtssystem verfolgt wird", erklärt der Facharzt. Dies zeige auch, dass er seine Beleidigungen nach einer ersten Verurteilung fortgesetzt habe. Es gebe solche "isolierten Wahn-Systeme". Noch während der Verhandlung wurde "Prozesse-Dieter" am Mittwoch erneut rückfällig und titulierte den Staatsanwalt als "Dummkopf".

Richter Jürgen Schrimpf sah zwar die Diagnose des Psychiaters als zutreffend an, ging aber von einer Schuldfähigkeit aus. Der Angeklagte könne sein Verhalten durchaus steuern.

Der selbsternannte "König der Kläger" hat der Justiz mit rund 230 Klagen bereits reichlich Arbeit beschert. Das Amtsgericht in Ratingen hatte nach der erneuten Anklage zunächst das Problem, einen unbefangenen Richter zu finden, der noch keine Strafanzeige gegen den Mann gestellt hatte und noch nicht von ihm beleidigt worden war.

Jahrelang hat sich "Prozesse-Dieter" mit Behörden und Justiz angelegt. Versagte ihm das Sozialamt seine Wünsche, zog er vor Gericht. So erstritt er sich unter anderem eine Klobürste und neue Unterhosen. In einem früheren Prozess trug er einmal ein T-Shirt mit der Aufschrift "Asozial ist geil".

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