Prozessbeginn in Wuppertal:In den Wald gezerrt und vergewaltigt

Prozess Missbrauchsfall in Velbert

Verhandlungsbeginn vor der 4. Strafkammer des Wuppertaler Landgerichts.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)
  • Im April dieses Jahres ist ein 13-jähriges Mädchen in Velbert von mehreren Jugendlichen vergewaltigt worden.
  • Vor dem Landgericht Wuppertal müssen sich nun sechs Angeklagte verantworten. Unter Rücksicht auf das Alter des Opfers und der mutmaßlichen Täter findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
  • Die Beweislast ist erdrückend, die Beschuldigten haben die Tat gefilmt, es gibt DNA-Spuren und die Aussage einer Augenzeugin, die dem Mädchen zu Hilfe geeilt war.

Anfang April dieses Jahres geht ein 13-jähriges Mädchen mit ihren Freundinnen ins Schwimmbad in Velbert, eine Stadt nördlich von Wuppertal. Als sie sich alleine auf den Heimweg macht, wird sie von einer Gruppe Jugendlicher abgepasst, in einen Wald gezerrt und von insgesamt vier von ihnen mehrfach missbraucht. Die Jugendlichen filmen die Tat. Eine Passantin wird auf die Gruppe aufmerksam und schaltet sich ein, woraufhin die mutmaßlichen Täter flüchten.

Soweit die Vorwürfe, welche die Staatsanwaltschaft zusammengetragen hat und für die sich vom heutigen Freitag an sechs Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren vor dem Landgericht Wuppertal verantworten müssen. Der Prozess begann unter starken Sicherheitsvorkehrungen. Zwei weitere Verdächtige hatten sich offenbar mit ihren Familien nach Bulgarien abgesetzt, wurden per internationalem Haftbefehl gesucht und schließlich dort festgenommen. Sie bekommen ein gesondertes Verfahren.

DNA, Video, Zeugenaussagen: Die Beweislast ist erdrückend

Zwei der Angeklagten gelten als Haupttäter. Sie sollen das Mädchen zwei Mal vergewaltigt und schwer sexuell missbraucht haben. Die anderen sollen in unterschiedlichem Umfang mitgemacht haben. Ihnen wird einfache Vergewaltigung oder Beihilfe vorgeworfen. Weil die Angeklagten noch minderjährig sind, findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die Beweislast gegen die Jugendlichen ist erdrückend. Die Polizei hat auf dem Handy eines Verdächtigen das Video der Tat sichergestellt. Außerdem gebe es DNA-Spuren, die Aussagen der Augenzeugin und des Opfers.

Das Mädchen hat einen entscheidenden Beitrag zur Festnahme der Beschuldigten geleistet. Die 13-Jährige hatte auf Facebook nach einem der Jugendlichen gesucht und ihn schließlich auf einem Foto wiedererkannt. Mit der Aufnahme fahndete die Polizei nach dem Verdächtigen, auf dessen Handy sie schließlich das Video fand.

Weil die Angeklagten die Tat abstreiten und behaupten, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt, wird das Mädchen vor Gericht erneut aussagen müssen. "Meine Mandantin ist sehr angespannt, es geht ihr nicht gut. Das belastet sie sehr", sagte ihre Anwältin Anke Tillmanns. Das Gericht hat acht Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte im Oktober ergehen.

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