Prozessauftakt:Bande soll mit Drogen in Pferdetransporter Millionen verdient haben

Drei Männer und zwei Frauen stehen seit Mittwoch wegen bandenmäßigen Kokainhandels in Köln vor Gericht. Sie sollen die Drogen von den Niederlanden nach Großbritannien geschmuggelt haben - mit Hilfe eines Pferdetransporters. "In einer Zwischenwand des Fahrzeugs war ein professionell gebautes, circa 100 Kilogramm Kokain fassendes Schmuggelversteck eingebaut worden", erklärte die Staatsanwaltschaft zu Prozessbeginn. Als Drahtzieher vermuten die Ermittler die kalabrische Mafiagruppe 'Ndrangheta.

Die Schmuggelfahrten sollen nach einem eingespielten System abgewickelt worden sein. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ging der Transporter über Hoek van Holland in den Niederlanden via Fähre in den britischen Hafen Harwich. Von dort habe der Weg zu einem Pferdesportzentrum im ostenglischen Ipswich geführt, an dem die von einem Reiterhof im Bergischen Much stammenden Pferde abgesetzt worden seien. Anschließend sei der Transporter an einen unbekannten Ort weitergefahren, an dem das Rauschgift schließlich entladen wurde.

"Es konnte nicht eindeutig ermittelt werden, wo und durch wen das Kokain erworben worden war", erklärte die Staatsanwältin. Ferner habe auch nicht geklärt werden können, "auf welchem Weg das Rauschgift bezahlt wurde" und wie der Absatz in Großbritannien erfolgt sei. Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass die 'Ndrangheta in die Transporte involviert war. Einer der Hauptangeklagten, ein 46 Jahre alter Gastwirt aus Köln, soll "gute Kontakte" zu der Organisation unterhalten haben. Neben ihm wird ein 59-Jähriger als zweiter Hauptangeklagter geführt. Er soll der Geschäftsführer des Transportunternehmens sein, für das der Transporter fuhr. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden Männer mit dem Drogenhandel geschätzt 119 Millionen Euro erwirtschafteten. Sie beantragte daher, die Summe bei ihnen wieder einzuziehen. Insgesamt sollen in 23 Fällen jeweils mindestens 80 Kilogramm Kokain geschmuggelt worden sein.

Ebenfalls auf der Anklagebank sitzen die Besitzerin des Pferdehofs in Much, ein Kraftfahrer sowie eine Pferdepflegerin. Ihnen wird Beihilfe vorgeworfen. Das Gericht vertagte sich nach der Anklageverlesung. Für das Verfahren sind bis April 2020 insgesamt 45 Prozesstage terminiert.

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